Skip to main content
Larissa Adler-Lomnitz / Ilya Adler / Elena Rodrigo Salazar

Rituale und Symbole in der politischen Kultur Mexikos. Hrsg. von Marianne Braig. Aus dem Spanischen von Petra Schumm

Berlin: edition tranvía – Verlag Walter Frey 2013 (Fragmentierte Moderne in Lateinamerika 10); 367 S.; 29,80 €; ISBN 978-3-938944-47-9
In Mexiko stand „fast im ganzen 20. Jahrhundert der Sieger bereits fest, bevor der Wahlkampf überhaupt begann“ (13). Ausgehend von dieser These untersuchen die Autor_innen das politische System des Landes, das bis zum Machtwechsel 1988 von der Partido Revolucionario Institutional (Partei der Institutionellen Revolution, PRI) als Hegemonialpartei dominiert wurde. Die politische Kultur nimmt in der vor allem anthropologisch angelegten Untersuchung, deren mexikanische Originalausgabe 2004 erschienen ist, eine zentrale Stellung ein. Die Autor_innen verstehen politische Kultur als Kombination aus einer Struktur sozialer Netzwerke „in Bezug auf die Instanzen der politischen Macht“ (33) und aus einem symbolischen System. Ersteres wird durch den Klientelismus bestimmt. „Der Pakt zwischen der PRI und dem Präsidenten beruhte auf klientelistischen Praktiken, welche die individuellen Beziehungen der Loyalität und Unterordnung institutionalisierten und damit vor allem eines erreichten: die Erhöhung des Präsidenten der Republik in der Rolle eines Gran Patr Ón.“ (70) Im symbolischen System traten an die Stelle öffentlicher Debatten politische Rituale. Auch der Wahlkampf verkam als „Instrument zur Neuordnung der parteiinternen Einheit […], die Formen und Verfahren bestätigt, welche dem System Stabilität verliehen“ (75), zu einem bloßen Übergangsritual. Selbst im gegenwärtigen demokratischen Mexiko sei der Klientelismus im Wahlkampf noch ein „nützlicher Mechanismus, um sich Unterstützung zu sichern, ein attraktives Image zu verschaffen und die Wahlpopularität […] zu steigern“ (336). Anhand ethnografischen Datenmaterials, erhoben während der Präsidentschaftskandidatur von Carlos Salinas de Gortari 1987, zeichnen die Autor_innen ein umfassendes Bild von der Präsidentschaftswahl von 1988 unter den Mechanismen des hegemonialen Parteiensystems und ihren Auswirkungen auf das heutige Mexiko. Sie beobachten eine anhaltende Teilung der mexikanischen Gesellschaft in traditionell und modern, die eine Gefahr für die weitere demokratische Entwicklung darstelle.
{SWI}
Rubrizierung: 2.65 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Larissa Adler-Lomnitz / Ilya Adler / Elena Rodrigo Salazar: Rituale und Symbole in der politischen Kultur Mexikos. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37241-rituale-und-symbole-in-der-politischen-kultur-mexikos_39920, veröffentlicht am 03.07.2014. Buch-Nr.: 39920 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken