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Andrej Stuchlik (Hrsg.)

Rentenreform in Mittel- und Osteuropa. Impulse und Politikleitbilder für die Europäische Union

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010; 258 S.; brosch., 34,95 €; ISBN 978-3-531-14914-1
Die meisten der neuen mittel- und osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten haben unter Mithilfe der Weltbank ihre Alterssicherungssysteme grundlegend umgebaut. In diesem Band, der aus einem interdisziplinären Workshop an der Andrássy-Universität in Budapest im April 2005 hervorgegangen ist, wird gefragt, ob und inwieweit sich diese Reformergebnisse und -erfahrungen auf die alten Mitgliedstaaten übertragen lassen und zwischenstaatliches Policy-Learning stattfinden kann. Im ersten Abschnitt wird über die Grundlagen von Rentensystemen informiert: Die wesentlichen Argumentationslinien der Rentenpolitik der Mitgliedstaaten entlang zweier wesentlicher sozialpolitischer Konzeptionen, Armutsvermeidung einerseits und Einkommensverstetigung im Alter andererseits, werden vorgestellt, und es wird nach der Reformierbarkeit von Rentensystemen aus politikwissenschaftlicher Sicht gefragt. Im zweiten Teil werden die Reformlogiken in acht mittel- und osteuropäischen Ländern, die ihre Alterssicherungssysteme grundlegend verändert haben, skizziert und die Einflussnahme internationaler Finanzakteure, die teilweise maßgeblich an Reformprozessen beteiligt waren, herausgearbeitet. In Einzelbeiträgen werden die Erfahrungen mit der polnischen und der ungarischen Altersrentenreform einerseits sowie mit denen in den alten EU-Mitgliedstaaten andererseits beschrieben. Am deutschen Reformbeispiel der Jahre 2001 bis 2004 zeigt Michaela Willert einen Übergang von früherer Leistungs- hin zur Beitragssatzstabilität. Ein Policy-Transfer, die Übernahme und Orientierung an sozialpolitischen Instrumenten eines anderen Landes, habe bisher kaum stattgefunden. Die Alterssicherungspolitik in der Europäischen Union steht im Blickfeld des dritten Parts. Bisher wird die EU-Sozialpolitik über die Offene Methode der Koordinierung vollzogen, was eingehend beschrieben wird. Die große Bedeutung der Kommission, die etwa über eigene Initiativen und andere Maßnahmen die rentenpolitische Ausrichtung der Union stärker beeinflusst, als vielen bekannt ist, wird dabei deutlich.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.262 | 2.61 | 3.5 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Andrej Stuchlik (Hrsg.): Rentenreform in Mittel- und Osteuropa. Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31867-rentenreform-in-mittel--und-osteuropa_38001, veröffentlicht am 23.03.2010. Buch-Nr.: 38001 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken