Kaum eine Frage hat sowohl in der juristischen wie in der politischen und politologischen Diskussion in den vergangenen Jahren so sehr im Fokus gestanden wie die nach dem (veränderten) Verhältnis von Politik und Religion. Die Ursachen hierfür sind zunächst faktischer Art: Infolge der erheblichen Migrationsbewegungen ist eine zunehmend heterogene Religionslandschaft entstanden. Zugleich führen moderne Kommunikationsinstrumente dazu, dass auch geografisch weit entfernte Bereiche thematisch zusammenwachsen und damit zugleich eine stärkere Interdependenz erfahren. Tradierte Rollenverständnisse und Verhaltensmuster werden so auf die Probe gestellt, weil neue und weitgehend unbekannte Sensibilitäten und Erwartungshaltungen in Rechnung gestellt werden müssen. Das betrifft auch und vor allem das Prinzip der religiösen Neutralität des Staates und seine Bedeutung für die Selbstorganisation der Zivilgesellschaft. Den sich hier ergebenden Fragen gehen die Autorinnen und Autoren dieses Bandes in englischer und spanischer Sprache nach – nur ein Beitrag, nämlich derjenige von Peter Koslowski, ist auf Deutsch verfasst. Dabei verdeutlicht die hohe Diversität der teils stärker rechtlich beziehungsweise politikwissenschaftlich, teils vor allem philosophisch beziehungsweise theologisch orientierten Beiträge die Komplexität des Themenfelds. Die tendenziell auf die verfassungsgerichtliche Rechtsprechung und einige kanonische Texte konzentrierte deutsche Debatte kann sicherlich von dem hier gebotenen Einblick in weitere Diskussionszusammenhänge nur profitieren.