Skip to main content
Bart C. Labuschagne / Ari M. Solon (Hrsg.)

Religion and State – From separation to cooperation? Legal-philosophical reflections for a de-secularized world (IVR Cracow Special Workshop)

Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2009 (ARSP Beiheft 118); 109 S.; 30,- €; ISBN 978-3-515-09368-2
Religion ist ein Faktor von wachsender sozialer und politischer Bedeutung in heutigen postmodernen Gesellschaften. Deren Rolle in der öffentlichen Sphäre ist auch ein Thema für die Rechtsphilosophie. Soll Religion eine rein private Angelegenheit bleiben oder ihre gesellschaftliche Dimension verstärkt anerkannt werden? Der facettenreichen Frage nach dem Verhältnis von Staat und Religion gehen die Autoren in ihren Essays nach. Winfried Brugger entwickelt in seinem Beitrag unter dem Motto von Feindschaft zu Anerkennung ein sechsstufiges Modell des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche. Diese Abstufungen lassen sich in den Verfassungen von Staaten überall auf der Welt nachweisen und reichen in den Extremen von einer strikten Feindschaft zwischen Staat und Kirche bis zu deren gegenseitiger Identifikation. Diese beiden Möglichkeiten lehnt der Autor jedoch ab, sie gingen mit starkem Zwang und der Verletzung von Menschenrechten einher. Am Beispiel Deutschlands, in welchem er das Verhältnis von Staat und Kirche als „qualified separation“ (15), d. h. eine Mischform aus Trennung und Kooperation beschreibt, führt Brugger aus, wie theoretischer Konsens an der Realität scheitern kann. So wäre nach Meinung des Autors auch durchaus eine Interpretation des Kruzifixes in öffentlichen Schulen als kulturelles und historisches Symbol mit schwachen christlichen Anklängen möglich gewesen, das an Solidarität mit den Bedürftigen und Respekt für die kreatürliche Würde erinnert. Das Bundesverfassungsgericht sah dies jedoch anders: „The Court saw the crucifix predominantly as the genuinely Christian message of Christ’s redemption of sinners.“ (24) Jörgen Huggler beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Staat und Religion unter dem Aspekt der Toleranz. Diese allein, so führt er aus, ist keine ausreichende Garantie für die Freiheit abweichender Meinung. Rationale Toleranzkriterien können für sich genommen die Meinungsfreiheit nicht gewährleisten, vielmehr bedarf es hierfür der staatlichen Regulierung. Toleranz, so der Autor, ist mehr als eine ethische Attitüde, sie müsse durch politische und juristische Institutionen gewährleistet werden.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.44 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Bart C. Labuschagne / Ari M. Solon (Hrsg.): Religion and State – From separation to cooperation? Stuttgart: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31503-religion-and-state--from-separation-to-cooperation_37507, veröffentlicht am 28.01.2010. Buch-Nr.: 37507 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken