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Markus Schaefer

Referenden, Wahlrechtsreformen und politische Akteure im Strukturwandel des italienischen Parteiensystems

Münster: Lit 1998 (Politische Parteien in Europa 3); 127 S.; brosch., 49,80 DM; ISBN 3-8258-3822-6
Schaefers Kernthema ist der mit den 90er Jahren beginnende, durch transversale Bündnisse über Partei- und Lagergrenzen hinweg ermöglichte, tiefgreifende Strukturwandel des italienischen Parteiensystems. Nachdem sich die italienische Bevölkerung 1946 in einer Volksabstimmung mehrheitlich für eine republikanische Staatsform ausgesprochen hatte, enthielt die republikanische Verfassung von 1948 folgerichtig direktdemokratische Elemente, zu deren entscheidenden das abrogative Referendum (Art. 75 der italienischen Verfassung) zählt. Nachdem das Parlament ein Ausführungsgesetz für dieses Referendum (allerdings erst 1970!) beschlossen hat, kann ein Gesetz demnach durch einen Volksentscheid ganz oder teilweise aufgehoben werden. Daß durch diesen institutionell festgeschriebenen Referendumsprozeß die Kontrolle über die Gestaltung von Politik, die den Mehrheitsparteien im Parlament obliegt, eingeschränkt wird, hat das Verhalten der politischen Akteure und die Entwicklung des Parteiensystems seitdem maßgeblich beeinflußt und wurde zur Voraussetzung für den konstatierten Strukturwandel. Schaefer analysiert die Durchsetzung der Wahlrechtsreformen mittels Referenden und deren Implikationen auf das Parteiensystem, das sich von einem kontinuierlichen - oder besser: erstarrten - System mit permanenten Regierungsparteien hin zu einem dynamischen verändert hat. Der Autor berücksichtigt hierbei die institutionellen Rahmenbedingungen ebenso wie die gesellschaftlichen Konfliktlinien und das italienische Wahlverhalten, er unterlegt seine Ausführungen mit Daten zu Wahlinformationen und Meinungsumfragen (25 tabellarische Darstellungen). Ferner zeigt er Ausmaß sowie Perspektiven des Strukturwandels auf und referiert relevante politikwissenschaftliche Erklärungsmodelle des Parteienwettbewerbs. Das vorläufige Ende des Umbruchs des Parteiensystems sieht Schaefer mit der Regierungsübernahme der linksgerichteten Opposition im Frühjahr 1996 erreicht. Inhalt: 2. Zur Entwicklung des italienischen Parteiensystems von 1948 bis 1994: 2.1 Relevante politische Akteure und spezifische Koalitionsmuster; 2.2 Institutionelle Rahmenbedingungen, cleavages und Wahlverhalten; 2.3 Funktionsmerkmale des Parteiensystems; 2.4 Politikwissenschaftliche Erklärungsmodelle des Parteienwettbewerbs. 3. Referenden und ihre Bedeutung für das italienische Parteiensystem: 3.1 Strategien der politischen Akteure bei den Referenden; 3.2 Ergebnisse der Referenden und Abstimmungsverhalten; 3.3 Bedeutung der Referenden für das italienische Parteiensystem. 4. Zustandekommen und Folgen der Wahlrechtsreformen: 4.1 Die politischen Akteure im Prozeß der Wahlrechtsreformen; 4.2 Die Wahlrechtsbestimmungen nach den Reformen; 4.3 Auswirkungen der Wahlrechtsreformen auf den Parteienwettbewerb. 5. Zur Entwicklung des italienischen Parteiensystems von 1994 bis 1996: 5.1 Kontinuität und Veränderung der Akteure und Bündniskonstellationen; 5.2 Institutionelle Grundlagen, cleavages und Wahlverhalten im Umbruch; 5.3 Funktionsmerkmale des Parteiensystems im Strukturwandel; 5.4 Neue politikwissenschaftliche Interpretationen des Parteienwettbewerbs. 6. Referenden, Wahlrechtsreformen und politische Akteure im Strukturwandel des italienischen Parteiensystems: 6.1 Einfluß der Referenden und Wahlrechtsreformen auf den Strukturwandel; 6.2 Ausmaß und Perspektiven des Strukturwandels.
Leslie Piert (LP)
Rubrizierung: 2.61 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Leslie Piert, Rezension zu: Markus Schaefer: Referenden, Wahlrechtsreformen und politische Akteure im Strukturwandel des italienischen Parteiensystems Münster: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/7819-referenden-wahlrechtsreformen-und-politische-akteure-im-strukturwandel-des-italienischen-parteiensystems_10369, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 10369 Rezension drucken