Wie äußert sich die Modernität staatlich organisierter Rechtssysteme zwischen Europäisierung und Globalisierung? Diese Frage war Thema einer Tagung zur Theorie der Rechtskommunikation in Tartu, Estland, im April 2006. Zunächst identifizieren die Herausgeber die Reflexivität als Hauptentwicklungstendenz moderner Rechtssysteme, welche diese zu bis dahin ungeahnten Leistungssteigerungen befähigt habe. Dem gegenüber stehe aber eine dialektische Wendung. „Es geht auch und vor allem um die transnationalen Faktoren einer weltgesellschaftlichen Rechtsentwicklung, welche die sich sukzessive entfaltende europäische Lebensordnung und die normativen Strukturen der in diesem institutionellen Framework operierenden, es zugleich tragenden staatlich organisierten Rechtssysteme empfindlich stören und beeinträchtigen können.“ (197) Um diese Spannungsverhältnisse auszuloten, liegt der Schwerpunkt des Bandes auf den Problemstellungen einer „Modernitätspartnerschaft im Recht, die sich heute in nationaler, inter- und transnationaler Perspektive im weltgesellschaftlichen Zusammenhang stellen“ (199). Durch die Kombination interdisziplinärer Erkenntnisse soll auf diese Weise eine „Theorie der multiplen Modernisierung der Rechtssysteme“ (200) entstehen.