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Bassam Tibi

Pulverfaß Nahost. Eine arabische Perspektive

Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1997; 367 S.; geb., 42,- DM; ISBN 3-421-05088-6
Die "arabische Perspektive" öffnet Einsichten in einen Konflikt, der in der Bundesrepublik häufig nur aus einem israelischen Blickwinkel heraus betrachtet wird. Dabei bedeutete die arabische Sichtweise keineswegs eine Parteinahme für den im Konflikt vermeintlich Schwächeren. Insofern erweist sich Tibis Analyse - vor dem Hintergrund eines sich immer mehr abnutzenden Vertrages von Oslo - für die eingefahrene europäische Interpretation des Konfliktes eben nicht nur bloß als provokativ, sondern vor allem als hilfreich für das Verständnis der gegenwärtig stagnierenden wenn nicht gar abbröckelnden Friedensbereitschaft auf beiden Seiten. Nicht ohne Ironie verweist Tibi darauf, daß die Likud-Regierung unter Netanyahu durch ihre konservative und konfliktträchtige Politik es geschafft hat, das arabische Lager zu festigen. Letztendlich ist der umfassende Frieden im Nahen Osten für den Autor nicht durch eine Trennung von Politik und Religion zu erreichen. Friedensschlüsse nach dem Muster von Camp David, das heißt bilaterale Vereinbarungen zwischen Israel und den einzelnen arabischen Staaten, hält Tibi nicht für zukunftsfähig. Inhaltsübersicht: Einleitung: Kein "neuer Naher Osten"? Die Likud-Regierung und der Friedensprozeß im Nahen Osten. I. Die Ausgangslage - Gefährdung des Friedens: Von der Labour-Regierung zum Likud-Wahlsieg: 1. Vor der Wahl des Likud - Der zweite Katjuschakrieg; 2. Zentrale Fragen des Nahostfriedens: Rüstungskontrolle, Jerusalem, Palästina-Staat und die Golanhöhen; 3. Die arabische Antwort auf Netanyahu: Der arabische Konflikt von Kairo 1996 und die Intensivierung der arabischen Gipfeldiplomatie. II. Der zeithistorische Hintergrund des Friedensprozesses: 4. Friedliche Neuordnung des Nahen Ostens: Golffrieden und arabisch-israelischer Frieden ergänzen einander; 5. Im Vorfeld des skandinavischen Umwegs: Von der internationalen Nahostkonferenz in Madrid zu den erfolglosen Verhandlungen in Washington; 6. Vom ersten Katjuschakrieg zum Frieden von Oslo. III. Zwischen der Sehnsucht jüdischer und islamischer Fundamentalisten nach einer Gottesordnung und der Suche nach einem friedlichen "neuen Nahen Osten": 7. Gotteskämpfer gegen den Frieden - Wer sind die jüdischen und arabischen Fundamentalisten?; 8. Von der Rhetorik des "neuen Nahen Ostens" zur erhofften euro-mediterranen "Realpolitik": Die Rolle Europas im Friedensprozeß. Schlußteil: Ist der "neue Nahe Osten" eine Illusion? Frieden bedeutet mehr als das Schweigen der Waffen: Lehren aus der Vergangenheit - Perspektiven für die Zukunft: 9. Der ägyptisch-israelische Camp David-Frieden - ein Modell? Ägypten und Palästina zwischen Camp David und Oslo; 10. Vom Oslo-Frieden zurück zum Krieg? Kann die Neubelebung der Camp David-Gipfelverhandlungen die verfahrene Situation retten?
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 2.63 | 4.41 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Bassam Tibi: Pulverfaß Nahost. Stuttgart: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/4332-pulverfass-nahost_6101, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 6101 Rezension drucken