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Thomas Eppacher

Private Sicherheits- und Militärfirmen. Wesen, Wirken und Fähigkeiten

Wien/Berlin: Lit 2012 (Politikwissenschaft 193); XIX, 659 S.; brosch., 64,90 €; ISBN 978-3-643-50456-2
Diss. Wien; Begutachtung: H. Schneider, H. Wimmer. – Die in der breiten Öffentlichkeit unter ihrem ehemaligen Namen „Blackwater“ wohl bekannteste private Sicherheitsfirma und ihre Tätigkeit auf Rechnung der US‑Streitkräfte im Irak und in Afghanistan hat die Problemlage schon vor Jahren aufgezeigt: Wer kontrolliert die gemieteten Sicherheitskräfte? Und wie lassen sich diese gewinnorientierten, keinen nationalen Interessen verpflichteten Unternehmen in eine nationale Außen‑ und Sicherheitspolitik einbinden – sofern dies überhaupt gelingen kann? Thomas Eppacher untersucht 909 Sicherheitsfirmen und ihren Einfluss auf die Sicherheitspolitik eines Staates. Die Auflistung der Sicherheitsfirmen und ihrer Dienstleistungskategorien zeigt, wie vielschichtig das Angebot der Firmen ist – und darüber hinaus belegt diese nicht abschließbare Liste auch, welche Leistungen Staaten auf dem Sicherheitsmarkt nachfragen. Die kinetische Operationsfähigkeit ist dabei nicht das Kerngeschäft. Die Firmen bieten unter anderem an: Logistik, Intelligence, Kampfunterstützung (wobei hier die Grenze zum Kampf fließend ist), Wach‑ und Schutzdienst (u. a. Personenschutz). Dass eine breit angelegte empirische Untersuchung nicht grundsätzlich zu eindeutigen Ergebnissen führt, demonstriert Eppacher in seiner Zusammenfassung: das Gewaltmonopol eines Staates könne unter Druck geraten – müsse es aber nicht; der bewaffnete Konflikt (Eppacher schreibt von „Krieg“) könnte durch Sicherheitsfirmen entstaatlicht werden – oder nicht. Diese wenig hilfreiche Uneindeutigkeit resultiert aus Eppachers Untersuchungsperspektive: Er konzentriert sich auf westliche Industrienationen und vernachlässigt dabei Staaten, denen das Etikett „Failed“ oder „Failing“ anhaftet, oder finanzpotente Privatpersonen, die vermutlich nicht weniger Firmen und deren Personal nachfragen, als es Industrienationen hinsichtlich der Dienste von zum Beispiel DynCorps, Global Security und Academi (vormals Xe‑Services, vormals Blackwater) tun. Der Wert von Eppachers Untersuchung liegt weniger in den von ihm formulierten Schlussfolgerungen – denn viele dieser Überlegungen werden schon seit geraumer Zeit diskutiert –, sondern darin, dass er eine umfassende empirische Untersuchung anbietet. Sie ist beeindruckend detailreich, aber unter dem offensichtlichen Bemühen, möglichst viele Facetten des Themas zu betrachten und zu bewerten, verliert Eppacher häufig genug den Fokus.
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 4.41 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Thomas Eppacher: Private Sicherheits- und Militärfirmen. Wien/Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35824-private-sicherheits--und-militaerfirmen_43495, veröffentlicht am 13.06.2013. Buch-Nr.: 43495 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken