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Karlhans Liebl (Hrsg.)

Polizei und Fremde – Fremde in der Polizei

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009 (Studien zur Inneren Sicherheit 12); 246 S.; brosch., 49,90 €; ISBN 978-3-531-15987-4
Der Tagungsband ist aus dem 20. Workshop des Interdisziplinären Arbeitskreises Innere Sicherheit (AKIS) in der DVPW hervorgegangen. Das Thema wird in zweierlei Hinsicht als „heikel“ empfunden: Zum einen kommt die Polizei in ihrer täglichen Arbeit häufig nur dann mit „Ausländern“ in Kontakt, wenn diese sich gesetzeswidrig verhalten haben, sodass schnell Stereotype entstehen, die wiederum in einen Kreislauf von mehr Kontrolle durch die Polizei münden. Dabei ist es zugleich über Jahrzehnte versäumt worden, das Berufsbeamtentum und erst recht den Polizeidienst für „Ausländer“ und „Migranten“ pluralistisch zu öffnen. Aus Sicht der „Ausländer“ wiederum führt dies zu einem generellen Misstrauen gegenüber der Polizei als „(fremden)feindlich“. Auf der anderen Seite ist das Thema in der Polizei fast gar kein „offizielles“ Thema – vielleicht sogar so etwas wie ein „Tabu“. So wird zu Recht darauf hingewiesen, dass überhaupt erst Mitte der 90er-Jahre–- und eher auf äußeren Druck – „die Polizei eine Untersuchung zur Fremdenfeindlichkeit in den eigenen Reihen in die Wege geleitet [hat], weil sich Fälle häuften, in denen es zu gewaltsamen Übergriffen auf Fremde, Flüchtlinge, Asylbewerber, Schwarzafrikaner und Türken kam“ (13). Endlich, so muss man sagen, wird diese „dialektische“ Problematik von „Polizei – Fremde“ wieder thematisiert, hier in rund 10 Beiträgen und vor allem in empirischer Perspektive, zur Hälfte etwa verfasst durch Autorinnen und Autoren, die an Polizeihochschulen lehren. Der Band bietet daher einen guten Einstieg und aktuellen Überblick gerade auch aus dieser Binnenperspektive. Kritisch ist anzumerken, dass eine Vernetzung zum weiteren Tabu-Thema „Rechtsradikale Einstellungen in der Polizei“ durch einen eigenen Beitrag fehlt.
Robert Chr. van Ooyen (RVO)
Dr., ORR, Hochschullehrer für Staats- und Gesellschaftswissenschaften, Fachhochschule des Bundes Lübeck; Lehrbeauftragter am OSI der FU Berlin sowie am Masterstudiengang "Politik und Verfassung" der TU Dresden.
Rubrizierung: 2.325 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Robert Chr. van Ooyen, Rezension zu: Karlhans Liebl (Hrsg.): Polizei und Fremde – Fremde in der Polizei Wiesbaden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30225-polizei-und-fremde--fremde-in-der-polizei_35864, veröffentlicht am 13.05.2009. Buch-Nr.: 35864 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken