Spätestens seit den Ereignissen des 11. Septembers 2001 ist das Verhältnis zwischen dem Islam und der Politik wieder verstärkt in der öffentlichen Debatte problematisiert worden, wobei die Aufmerksamkeit primär auf die Staaten des Nahen und Mittleren Ostens gerichtet wurde. Die Autoren beschäftigen sich hingegen mit dem westafrikanischen Raum, wobei sie Wert auf eine differenzierte Betrachtungsweise „des Islams“ legen. Historisch fundiert wird anhand von fünf Fallbeispielen herausgearbeitet, wie spezifisch lokale Formen des islamischen Glaubens mit den politischen Strukturen interagierten und welche Problemkomplexe sich daraus ergeben. Dabei stellt sich heraus, dass das Zusammenleben von Muslimen und Menschen anderer Glaubensrichtungen (christlich, animistische Religionen) oftmals sehr harmonisch verlief. So können z. B. im säkularen Ghana keinerlei Radikalisierungstendenzen unter der muslimischen Bevölkerung ausgemacht werden, „[t]here exists a relatively good working relationship between the Muslim leadership and the state authorities, on both the local and the state level.“ (77) Es werden allerdings auch Negativbeispiele wie Nigeria angesprochen, wo es regelmäßig zu Konflikten zwischen der christlichen und der muslimischen Bevölkerung kommt, insbesondere über die Ein- und Durchführung der Scharia als Rechtsgrundlage. Der Band richtet sich nicht primär an Politologen, kann aber dennoch als informatives Hintergrundwerk gewinnbringend gelesen werden.