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Hubertus Buchstein / Gerhard Göhler (Hrsg.)

Politische Theorie und Politikwissenschaft

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2007; 194 S.; brosch., 24,90 €; ISBN 978-3-531-15108-3
Im Zuge der Modularisierung der Studiengänge gerät die politische Theorie und Ideengeschichte massiv unter Rechtfertigungsdruck. In den Beiträgen wird die Bedeutung einer politischen Theorie ausgelotet, deren Status über den einer bloß sozialwissenschaftlichen Bereichstheorie hinausgeht. Buchstein und Jörke revidieren die fachhistorische Legende, nach der die politische Theorie in der Gründungsphase eine Leitfunktion innehatte und heben hervor, dass diese sich immer wieder neu zu behaupten hatte. Straßenberger und Münkler zeigen anhand der politischen Schriften von Tocqueville eindrucksvoll auf, dass politische Theorie eine Orientierungsfunktion innehat, indem sie „über unmittelbare Ursache-Wirkung-Relationen und kleinteilige Policy-Analysen hinaus die langen Wirkungszeiträume politischen Handelns und gesellschaftlicher Leitideen in den Blick“ (45) nimmt. Göhler untersucht den Stellenwert der Erfahrung in politischen Reflexionsprozessen und schlägt eine Neubestimmung des Verhältnisses von empirischer Forschung zur politischen Theorie vor. Risse diskutiert dies anhand des Teilbereichs Internationale Beziehungen; er plädiert gegen die bereichsspezifische Abgrenzung der IB-Theorie von politischer Theorie und für einen Dialog zwischen den beiden Subdisziplinen. Hierdurch werde nicht nur die IB-Theorie davon entlastet, das Rad neu zu erfinden, sondern auch die politische Theorie auf prinzipiell neuartige Phänomene verwiesen, die die politiktheoretischen Leitfragen nach Macht und Institutionen auf neuartige Weise – nämlich jenseits des Nationalstaates – stellen. Niesen grenzt Politische Theorie als „Demokratiewissenschaft“ von Politischer Philosophie ab und konstatiert einen „democratic turn“ (129) in der Politikwissenschaft. Brodocz fragt nach der Verortung des Politischen in den gegenwärtigen Gesellschaftstheorien und schlägt einen dynamischen Politikbegriff vor. Eine ähnliche Stoßrichtung hat der Beitrag von Ladwig, der die modernen Gesellschaften als potenziell vollständig politisierbare beschreibt.
Florian Weber (FW)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 1.1 | 5.1 | 5.2 Empfohlene Zitierweise: Florian Weber, Rezension zu: Hubertus Buchstein / Gerhard Göhler (Hrsg.): Politische Theorie und Politikwissenschaft Wiesbaden: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/27071-politische-theorie-und-politikwissenschaft_31604, veröffentlicht am 02.04.2008. Buch-Nr.: 31604 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken