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Peter Nitschke

Politische Philosophie

Stuttgart/Weimar: Verlag J. B. Metzler 2002 (Sammlung Metzler 341); X, 198 S.; kart., 12,90 €; ISBN 3-476-10341-2
Die Gerechtigkeit, die Vernunft, die Tugenden, die Macht und die Herrschaft - "am Staat lässt sich am leichtesten das alles bündeln, was zur Politischen Philosophie gehört" (155). In thematischer statt ausschließlich chronologischer Gliederung zeigt Nitschke, wie sich die Politische Philosophie und mit ihr die Auffassung, auf welche Weise sich eine Gesellschaft zusammenfindet und wie ein Staat beschaffen sein sollte, schrittweise entwickelt haben. Es wird bis in die heutige Zeit deutlich, welcher Philosoph wann die Gedanken eines anderen aufgegriffen und weiterentwickelt hat, was wieder verworfen wurde und warum. Der Autor vertritt für die Gegenwart die These, dass angesichts der "barbarischen Akte des 20. Jahrhunderts und der Chaotisierung der Lebensverhältnisse zu fragmentarischen Lebensentwürfen" die "heutige Politische Philosophie bei der Lösung ihrer Fragestellungen [nicht] so viel weitergekommen ist gegenüber den Antworten eines Platon oder Aristoteles" (172). Bemerkenswert ist auch die "konsequente Verschleppung und Tabuisierung" (171) der Frage nach der Gleichberechtigung der Frauen. Der Autor zeigt, wie ausgehend von Aristoteles das patriarchalische Herrschaftsverhältnis im Laufe der Jahrhunderte von ansonsten sehr scharfsinnigen und/oder aufgeklärt denkenden Philosophen immer wieder festgeschrieben wurde. Allerdings meint Nitschke, dass die Weiterentwicklung der Lehren dann doch zur Anerkennung der Gleichberechtigung geführt habe. Die weitere Entwicklung der Politischen Philosophie im 21. Jahrhundert werde eng mit der "wahrhaften Beantwortung zur Frage der Macht" (178) verknüpft sein. Mit auf den Weg in die Zukunft geht die Feststellung, dass "jede Politik immer (mindestens) eine Alternative" (176) hat. Inhalt: 1. Themen der Politischen Philosophie; 2. Griechische Fragen: Über Ehrerbietung und Gerechtigkeit: 2.1 Die Hybris der Macht (Thukydides); 2.2 Macht und Gerechtigkeit (Platon); 2.3 Die Politik der Mitte (Aristoteles). 3. Römische Antworten: Von Tugend und Recht: 3.1 Die Mischverfassung als beste Verfassung (Polybios); 3.2 Das Recht der Republik (Marcus Tullius Cicero); 3.3 Das richtige Tun (Marc Aurel). 4. Christliche Erweiterung: Die Heilige Ordnung der Dinge: 4.1 Das Reich Gottes und das Reich der Menschen (Aurelius Augustinus); 4.2 Die natürliche Ordnung des Politischen (Johannes von Salisbury); 4.3 Die Verantwortung des Fürsten (Thomas von Aquin). 5. Doktrinäre Positionen: Vom Sinn einer absoluten Gewalt: 5.1 Die Stabilität der politischen Ordnung (Marsilius von Padua); 5.2 Die Macht als Endzweck (Niccolò Machiavelli); 5.3 Der Souverän als Herrscher (Jean Bodin). 6. Spiegelbilder: Utopische Kalkulationen: 6.1 Die Ordnung von Nirgendwo (Thomas Morus); 6.2 Die Beste aller Welten (Gottfried Wilhelm Leibniz); 6.3 Zurück zur Natur (Jean-Jacques Rousseau). 7. Funktionale Logik: Vom Nutzen des Vertrages: 7.1 Die Flucht aus dem Naturzustand (Thomas Hobbes); 7.2 Das Recht auf Eigentum (John Locke); 7.3 Das Gebot der Gerechtigkeit (John Rawls). 8. Selbstbindungen: Gesetze und Gewalten: 8.1 Die föderale Ordnung (Johannes Althusius); 8.2 Der Geist der Gesetze (Montesquieu); 8.3 Die Kontrolle der Gewalten (Federalists). 9. Inneneinsichten: Individuum und Gesellschaft: 9.1 Freiheit durch Selbstverpflichtung (Baruch de Spinoza); 9.2 Das Gefühl der Gerechtigkeit (David Hume); 9.3 Die Verpflichtung zur Vernunft (Immanuel Kant). 10. Legitimation: Die Volkssouveränität: 10.1 Der Allgemeine Wille (Jean-Jacques Rousseau); 10.2 Die Tyrannei der Mehrheit (Alexis de Tocqueville); 10.3 Die Repräsentation der Interessen (John Stuart Mill). 11. Herrschaftsgestaltung: Der Anstaltsbetrieb: 11.1 Das geschlossene System (Johann Gottlieb Fichte); 11.2 Die sittliche Ordnung der Dinge (Georg Wilhelm Friedrich Hegel); 11.3 Der Anstaltsbetrieb (Max Weber). 12. Jenseits des Staates: Ende und Anfang des Politischen: 12.1 Die Maske des politischen Kampfes (Karl Marx); 12.2 Der Begriff des Politischen (Carl Schmitt); 12.3 Der Diskurs des Öffentlichen (Jürgen Habermas). 13. Rückblick auf das Weitere.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 5.3 | 5.4 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Peter Nitschke: Politische Philosophie Stuttgart/Weimar: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/16543-politische-philosophie_19000, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 19000 Rezension drucken