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Karl-Heinz Breier / Alexander Gantschow (Hrsg.)

Politische Existenz und republikanische Ordnung. Zum Staatsverständnis von Hannah Arendt

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (Staatsverständnisse 48); 279 S.; pb., 29,- €; ISBN 978-3-8329-5350-8
In der Reihe „Staatsverständnisse“ wird erörtert, welche Überlegungen von früheren und heutigen Denkern gegenwärtigen Anforderungen genügen und sich für ein Verständnis des Staates heranziehen lassen. Der von Karl-Heinz Breier und Alexander Gantschow herausgegebene 48. Band ist unter diesem Gesichtspunkt dem Staatsverständnis von Hannah Arendt gewidmet. So setzt sich Christina Schües beispielsweise mit der Conditio Humana als politischer Kategorie im Denken von Hannah Arendt auseinander. Diese sei davon ausgegangen, dass der Mensch eben nicht allein in seinem Selbst betrachtet werden kann, sondern in der Pluralität der Menschen gedacht werden muss. Die Freiheit des Menschen zeigt sich demnach nicht in einer Unabhängigkeit, die beinahe als Isolierung zu verstehen wäre, sie entfaltet sich vielmehr im Zusammenleben mit den umgebenden Mit-Menschen. Verbunden mit dieser Grundbedingtheit der Conditio Humana besteht der politische Charakter dieses Freiheitsverständnisses – da der Umgang miteinander der politischen Fähigkeit bedarf – darin, auch die Interessen anderer ins Auge zu fassen. Dadurch kann ein Motor politischer Aktivität gestartet werden: „Somit werden Handlungsanfänge durch Beziehungen und Ansprüche provoziert und in Gang gesetzt.“ (61) Christian Volk wiederum thematisiert einen Aspekt, der in der bisherigen Arendt-Forschung wenig beachtet wurde – die Kategorie des Rechts. Er weist darauf hin, dass die These vom Ende des Nationalstaates bei Hannah Arendt vor allem das Ende des Rechtsstaates beinhaltet. Nach Arendt können weder die Politik noch das Recht allein für eine dauerhafte Stabilität sorgen. Durch den klassischen Rechtsbegriff im Nationalstaat aber entsteht ein „imperativer Charakter der Gesetze“ (214), der den Arendt’schen Vorstellungen widerspricht. Das Recht aber sollte als Grundlage dienen, einen Raum der politischen Entfaltung durch das Stiften von Beziehungen zu begründen, anstatt ihn einzuschränken.
Arne Arps (AA)
M. A., Doktorand der Politikwissenschaft, Universität Vechta.
Rubrizierung: 5.46 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Arne Arps, Rezension zu: Karl-Heinz Breier / Alexander Gantschow (Hrsg.): Politische Existenz und republikanische Ordnung. Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35562-politische-existenz-und-republikanische-ordnung_42906, veröffentlicht am 08.11.2012. Buch-Nr.: 42906 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken