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Axel Balzer

Politikwissenschaftliche Lehre in der Bundesrepublik Deutschland. Angebotsentwicklung zwischen Kontinuität und Wandel

Online-Publikation 2013 (http://d-nb.info/1036638367/34); 289 S.
Politikwiss. Diss. FU Berlin; Begutachtung: B. Riedmüller, D. Ohr. – Gelten die ersten Jahrzehnte der Politikwissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland als relativ gut erforscht, so wird die jüngere Fachgeschichte nach Aussage des Autors eher am Rande behandelt. Insbesondere über den Bereich der Lehre mangele es an aussagekräftigen Daten. Diese Forschungslücke will Axel Balzer mit seiner wissenstheoretisch geleiteten empirischen Studie schließen. Sie zielt auf die Beantwortung der Frage, wie sich die Art, Struktur und Häufigkeit der Lehrthemen im Zuge des politischen, gesellschaftlichen und universitären Wandels verändert haben und wie diese Veränderungen wiederum die Wahrnehmung und Bedeutung der Politikwissenschaft beeinflussen. Mit dem gewählten Untersuchungszeitraum schließt die Arbeit an eine Analyse von Arno Mohr über politikwissenschaftliche Lehrthemen von 1950 bis 1979/80 an, sie umfasst den Zeitraum von 1980 bis 2005. Im Mittelpunkt steht eine quantitative Themenfrequenzanalyse von in Vorlesungsverzeichnissen angekündigten Lehrveranstaltungen der Studiengänge Politikwissenschaft und/oder Sozialkunde an deutschen Hochschulen. Für die Codierung der insgesamt 16.541 erhobenen Lehrveranstaltungsankündigungen hat der Autor ein Kategoriensystem mit mehr als 100 formalen und mehr als 300 inhaltlichen Kategorien entwickelt. Auf dieser Grundlage wird beispielsweise die Häufigkeitsverteilung der Lehrthemen nach Studienstandort sowie nach Veranstaltungstyp, Semesterwochenstunden und Studienabschnitt ermittelt. Zudem stellt Balzer die Verteilung des Lehrangebots nach Teilbereichen des Faches und innerhalb der Teilbereiche nach Themen dar. Hierbei zeigt sich ein deutlicher Rückgang an Lehrveranstaltungen im Teilbereich Politische Theorie und Ideengeschichte. Geringer werdende Anteile verzeichneten im Zeitverlauf ebenso die Teilbereiche Politisches System der Bundesrepublik Deutschland und Politische Bildung zugunsten der Subdisziplinen Vergleich politischer Systeme und Internationale Beziehungen. Die Ergebnisse bestätigen zudem die Annahme des Autors, dass die klassische wissenschaftstheoretische Dreiteilung des Faches an Relevanz verloren hat und sich „der empirisch‑analytische Ansatz […] überwiegend durchgesetzt [hat]“ (75). Insgesamt lassen sich, resümiert Balzer, an der Entwicklung des Lehrangebots die fortschreitende Professionalisierung und Ausdifferenzierung des Faches ebenso wie die Prozesse weitreichender Hochschulreformen, der Europäisierung und Internationalisierung ablesen.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 1.12.343 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Axel Balzer: Politikwissenschaftliche Lehre in der Bundesrepublik Deutschland. 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37733-politikwissenschaftliche-lehre-in-der-bundesrepublik-deutschland_46102, veröffentlicht am 30.10.2014. Buch-Nr.: 46102 Rezension drucken