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Claudia Jauß

Politik als Verhandlungsmarathon. Immissionsschutz in der amerikanischen Wettbewerbsdemokratie

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 1999 (Nomos Universitätsschriften: Politik 100); 210 S.; brosch., 45,50 €; ISBN 3-7890-6028-3
Diss. Bamberg, ausgezeichnet mit dem J. William Fulbright-Dissertationspreis 1999. - Ausgehend von der These, dass bestimmte, durch landesspezifische kulturelle Besonderheiten geprägte Stile der politischen Regulierung gesellschaftlich relevanter Probleme eine bestimmte Art von praktischen Lösungsansätzen fördern, untersucht die Verfasserin den politischen Regulierungsstil der USA. Als empirisches Beispiel dient dabei die Luftreinhaltepolitik im Bereich stationärer Quellen. Theoretisch basiert die Untersuchung auf einem erweiterten Konzept der Policy-Netzwerkanalyse. Um das Zustandekommen einer Policy erklären und einen bestimmten politischen Regulierungsstil erfassen zu können, erweitert die Verfasserin das Konzept der Policy-Netzwerkanalyse um bestimmte Faktoren: Legitimationsregeln als Sonderfall von institutionellen Regeln, professionelle Gemeinschaften und ihre Ethiken sowie kulturelle Deutungsmuster (16). Für die Thesenbildung zu den Charakteristika des amerikanischen Regulierungsstils greift sie auf das Wettbewerbsmodell von Richard Münch zurück. Insgesamt verfolgt die Arbeit vor allem einen theoretischen Anspruch, ihr Ziel ist die Entwicklung eines besonders geeigneten Konzeptes zur Erfassung des Zustandekommens politischer Entscheidungen und des spezifischen Regulierungsstils eines Landes. Die Arbeit stellt einen Beitrag zur Debatte um die Problematik der Übertragbarkeit bestimmter Regulierungsmaßnahmen auf andere Länder dar. Das gewählte empirische Beispiel offenbart den Blick auf den stark wettbewerblichen Charakter und die ausgeprägte Orientierung an der Öffentlichkeit des amerikanischen Regulierungsstils im Bereich der Luftreinhaltung. Dabei wird ein spezifisches Dilemma dieses Stils zwischen Legitimität und Effizienz offenbar: die spezifisch amerikanische Legitimation politischer Entscheidungen durch Öffentlichkeitsorientierung führt zu ineffizienten Entscheidungsprozessen. Diese Ineffizienz kann nur durch Legitimitätseinbußen beseitigt werden. Inhaltsübersicht: 2. Entwicklung eines Konzepts zur Analyse des politischen Regierungsstils: 2.1 Über die Möglichkeit und Unmöglichkeit politischer Steuerung; 2.2 Politische Regulierung und politischer Regulierungsstil. 3. Der amerikanische Regierungsstil im Politikfeld Luftverunreinigung durch stationäre Quellen: 3.1 Einleitung: Strukturen und Prozesse des politischen Systems; 3.2 Die historische Entwicklung der luftreinhaltepolitischen Gesetzgebung im Bereich stationäre Quellen; 3.3 Regulierungsinstrumente der amerikanischen Luftreinhaltepolitik im Bereich stationäre Quellen; 3.4 Das Netzwerk der amerikanischen Luftreinhaltepolitik im Bereich stationäre Quellen; 3.5 Legitimationsregeln: Orientierung an der Öffentlichkeit; 3.6 Professionelle Gemeinschaften; 3.7 Kulturelle Deutungsmuster und Werte. 4. Ergebnisse: 4.1 Regulierungsinstrumente der Luftverunreinigung durch stationäre Quellen als Ergebnis von Netzwerkstrukturen, Legitimationsregeln, professionellen Gemeinschaften und kulturellen Deutungsmustern; 4.2 Der Regulierungsstil der USA im Politikfeld Luftverunreinigung durch stationäre Quellen; 4.3 Die Untersuchung von Netzwerken, Legitimationsregeln, professionellen Gemeinschaften und kulturellen Deutungsmustern als neue Perspektive für die Policy-Analyse; 4.4 Bilanz: Die amerikanische Luftreinhaltepolitik zwischen Legitimität und Effizienz.
Tanja Pritzlaff (TP)
Dipl.-Politologin, wiss. Mitarbeiterin, Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen.
Rubrizierung: 2.64 | 2.261 | 5.2 Empfohlene Zitierweise: Tanja Pritzlaff, Rezension zu: Claudia Jauß: Politik als Verhandlungsmarathon. Baden-Baden: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/13487-politik-als-verhandlungsmarathon_16158, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 16158 Rezension drucken