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Alain Badiou

Philosophie und die Idee des Kommunismus. Aus dem Französischen von Erwin Steinbach

Wien: Passagen Verlag 2013 (Passagen Gespräche 1); 108 S.; brosch., 14,90 €; ISBN 978-3-7092-0044-5
Alain Badiou ist einer der gegenwärtig wohl am meisten rezipierten und zugleich kontroversesten Denker und so stellt das Gespräch mit ihm einen gelungenen Auftakt für die neue Reihe des Passagen Verlags dar – der Verleger Peter Engelmann verspricht Interventionen in aktuelle gesellschaftspolitische Debatten, zu Wort kommen prägende Figuren der Verlagsgeschichte. Im Fall Badious beginnt dieses Unterfangen bei dessen Subjekttheorie, die bloße Individualität um die Teilhabe am Universalen in einem Wahrheitsereignis ergänzt. Er beschreibt dies als „Moment, in dem sich das Individuum in einer Möglichkeit engagiert, die über […] seine Partikularität hinausgeht und etwas errichtet, […] dessen Bedeutung universal sein kann“ (60). Um die Bewegung aus diesen Wahrheitsmomenten zu formalisieren, hält Badiou an der Idee des Kommunismus fest, die er scharf von den realen Spielarten des „Kasernensozialismus“ (94) abgrenzt. Schließlich sei dieser nur eine Einebnung der universellen Dimension in reine Partikularität, deren Gründe in der falschen Ereignishaftigkeit, der Organisation des Staates oder der Idee von politischer Repräsentation zu suchen seien. So sei es darum wie um die Demokratie bestellt: „Man sollte sich nicht weiter dafür interessieren, es ist die Politik der etablierten Ordnung“ (54). Stattdessen liegt für Badiou das Augenmerk auf der immanenten Ausnahmesituation, die durch den Bruch mit dem Bestehenden die Emanzipation des Subjekts ermögliche. Dies zu denken sei das Potenzial der Philosophie, also „die Menschen […] so gründlich wie möglich darauf vorzubereiten, offen und verfügbar für die Erfahrungen der Subjektivierung zu sein“ (101). Im Dialog mit Engelmann kommen die optimistischen Vorzüge von Badious Konzeption – wie das Festhalten an der Möglichkeit des Anfangs einer neuen Welt jenseits des krankhaften Kapitalismus – ebenso zur Sprache wie die unterschiedliche Bewertung der realsozialistischen Vergangenheit, der Engelmann differenzierter und kritischer gegenübersteht. So schaffen die beiden Gesprächspartner eine äußerst fruchtbare Verflechtung von philosophischer Grundsatzdebatte, kritischer Analyse und einem perspektivischen Blick auf die Zukunft, die dank der Gesprächsform genauso pointiert wie verständlich daherkommt.
Alexander Struwe (AST)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Rubrizierung: 5.42 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Alexander Struwe, Rezension zu: Alain Badiou: Philosophie und die Idee des Kommunismus. Wien: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36003-philosophie-und-die-idee-des-kommunismus_43161, veröffentlicht am 25.07.2013. Buch-Nr.: 43161 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken