Erstgutachter: U. Widmaier. Kopie zum Preis von 30,- DM (einschl. Versand) erhältlich bei: Martin Bräutigam, Im Lörenkamp 22, 45879 Gelsenkirchen. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Situation der stationären Krankenpflege in Deutschland. Die empirischen Daten zeigen, daß sie vor allem durch einen deutlichen Personalmangel gekennzeichnet ist. Dieses Defizit wird sich zukünftig wegen der sinkenden Zahl von Berufsanfängern noch vergrößern. Zieht man außerdem internationale Vergleiche zur Beurteilung der Situation heran, ist auch aktuell von einer deutlichen Unterversorgung mit professionellen Krankenpflegekräften auszugehen. Zur Klärung der politikwissenschaftlichen Fragestellung, warum diese seit Jahrzehnten bestehende Mangelsituation bislang nicht entschärft wurde (Non-decision-Situation), wird in dieser Arbeit ein theoretisches Dreiebenen-Modell entwickelt, das im Zusammenhang mit den empirischen Befunden diskutiert wird. Eine wesentliche Ursache des Fehlbedarfs ist demnach die mangelnde Professionalisierung der Pflege (Mikro-Ebene). Dieses Professionalisierungsdefizit kann auf die historische Genese des Berufs als "natürlicher" Frauenberuf und als ärztlicher Hilfsberuf zurückgeführt werden. Das weitgehende Fehlen politischer Strategien, die Entwicklung der Pflege zu fördern, wird als die logische Folge des korporatistisch geprägten Gesundheitssystems (Meso-Ebene) und der innerhalb dieses Systems nur schwach vertretenen Interessen der Pflege verstanden. Darüber hinaus würden die Kosten politischer Handlungen, die von zentralstaatlicher Ebene aus die Professionalisierung der Krankenpflege förderten, durch die institutionellen Strukturen (Makro-Ebene) des deutschen Wohlfahrtsstaats erheblich erhöht. Das hier angewendete Analyseraster, mit dem die Situation der Krankenpflege teilweise erklärt werden kann, eignet sich gegebenenfalls auch zur Untersuchung anderer Berufsgruppen, wie etwa der Altenpflege, kann aber auch als Grundlage für internationale Vergleiche dienen. Martin Bräutigam