Orient & Okzident. Austausch oder Kampf der Kulturen? Wilhelm-Hausenstein-Symposium 2006
Die Autoren der Beiträge dieses Sammelbandes versuchen, dem in der Öffentlichkeit häufig diskutierten Zusammenprall der Kulturen eine Sicht jenseits von negativ konnotierten Stereotypen entgegenzustellen. Dafür wählen sie west-östliche Themenschwerpunkte aus den Bereichen der Kunst und der Literatur. So reflektiert die Orientalistin Claudia Ott über die Langsamkeit des Erzählduktus von Tausendundeine Nacht, der gerade uns Europäer in ein anderes Zeittempo hineinversetzen würde. Der aus Ägypten stammende Nahostexperte Magdi Gohary beschreibt das Erstarken der ägyptischen Moslembruderschaft – ein Prozess von dem der ägyptische Staatspräsident Mubarak zwar einerseits profitieren würde, da er sie als Druckmittel gegen den Westen einsetzen könnte, andererseits aber auch eine Stellung der Machtfrage befürchten müsse. Der Naturwissenschaftler, Philosoph und Japankenner Wolfgang Klose fragt nach unserem Verständnis vom modernen Japan. So sei der Westen von moderner japanischer Architektur geprägt, in jedem europäischen Orchester wirkten japanische Musiker mit und in jedem Haushalt seien Produkte japanischer Hochtechnologie zu finden, dennoch wüssten wir sehr wenig über die japanische Kultur der Gegenwart. Klose verweist aber darauf, dass unter der gemeinsamen zivilisatorischen Oberfläche Europas und Japans sehr unterschiedliche Kulturen liegen. Darüber hinaus wird auch der Konflikt des Westens mit der islamischen Welt behandelt. Der Islamwissenschaftler Udo Steinbach reflektiert in diesem Zusammenhang über die Möglichkeiten der arabischen Länder, Politik und Geistesleben unter den Notwendigkeiten von Modernisierung und Selbstbehauptung zu vereinen. Die Beiträge gehen auf ein Symposium zu Ehren des Schriftstellers und Kunsthistorikers Wilhelm Hausenstein zurück.