Der Schutz ethnischer, linguistischer und religiöser Minderheiten ist eines der dynamischsten Gebiete im öffentlichen internationalen Recht. Die Autorin beobachtet, dass die meisten europäischen Staaten sich auf politischer Ebene darum bemühen, eine Politik zu betreiben, die kulturellen Unterschieden Rechnung trägt. Dabei befänden sie sich auf der Suche nach geeigneten Modellen zur Aufnahme und Integration von Minderheiten. Die Autorin ist zudem der Auffassung, dass sich die bewährten Integrationsmodelle klassischer Einwanderungsnationen wie Australien oder Kanada nur sehr begrenzt auf Europa übertragen lassen. Sie will deshalb einen Beitrag zur Entwicklung eines auf den europäischen Kontext zugeschnittenen Modells leisten. Dieses soll auf dem Schutz von Minderheiten und den Menschenrechten basieren sowie Einheit und Vielfalt miteinander verbinden: “Seeking to accommodate minority claims implies searching for a balance between unity and separation, cohesion and respect for diversity” (14). Zu diesem Zweck verknüpft sie die Forschungsgebiete Minderheiten und Migration. Darüber hinaus erkennt sie hinter der aktuellen Rechtsprechung des Straßburger Gerichtshofs eine weitgefasste Konzeption von Menschen- und Minderheitenrechten, die sich als Grundlage eines neuen Ansatzes der Integrationspolitik eignet. Dieser zeichnet sich durch ein differenziertes System des Schutzes verschiedener von der Autorin zuvor typologisierter Minderheiten aus. Sie erkennt allerdings, dass vorab noch Maßnahmen ergriffen werden müssten, die dazu beitragen, dass sich Zugehörigkeitsgefühle und Bürgersinn sowie Loyalität und Vertrauen entwickelten. Diese wären dann die Basis für den Zusammenhalt und die Stabilität einer größeren Gemeinschaft.