Ohnmächtiger Staat? Über die sozialen Mechanismen staatlichen Handelns
Habilitationsschrift HU Berlin. – Die sozialwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Staat unterliegt zahlreichen Konjunkturen. Die klassische Perspektive – maßgeblich von Max Weber geprägt – verstand die Entwicklung des Staates als Teil des umfassenden Rationalisierungsprozesses westlicher Gesellschaften, die zur Etablierung des legitimen, auf bürokratischer Herrschaft beruhenden territorialen Gewaltmonopols führte. Diese Bestimmungen aufgreifend und modifizierend hat die marxistische Theorie die funktionale Abhängigkeit des Staates von der jeweiligen ökonomischen Basis betont. Vor diesem Hintergrund setzten die Debatten der 70er-und 80er-Jahre die Bedeutung des Staates als zentraler Institution voraus – strittig war nur dessen relative Autonomie gegenüber der Ökonomie. Spätestens seit den 90er-Jahren scheint indes für die sozialwissenschaftliche Diskussion – hauptsächlich geführt von der Politikwissenschaft und der International Political Economy – der zunehmende Bedeutungsverlust des Nationalstaates eine ausgemachte Sache. Dagegen möchte Mackert mit seiner primär konzeptionell ausgerichteten Studie einen alternativen, spezifisch soziologischen Ansatz zur Erklärung staatlichen Handelns entwickeln. Das wesentliche Defizit der aktuellen Auseinandersetzungen nämlich sieht der Autor in der Dominanz einer eher statischen Perspektive, die sich hauptsächlich mit quantitativen Relationen, Zuständen und Typologien befasst. Im Anschluss an Merton und Giddens entwirft Mackert das Modell einer Theorie mittlerer Reichweite von State-Society Relations, die Akteure, Interessen und Dynamiken des staatlichen Handelns in den Mittelpunkt stellt. Theoriegeschichtlich beruht diese Betonung der Akteursperspektive auf einer stärkeren Berücksichtigung Durkheims als es in der staatstheoretischen Literatur sonst der Fall ist.