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Michael Gehler / Rolf Steininger (Hrsg.)

Österreich und die europäische Integration seit 1945. Aspekte einer wechselvollen Entwicklung

Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2014 (Arbeitskreis Europäische Integration. Historische Forschungen. Veröffentlichungen 1); 655 S.; 2., akt. und um die jüngste Entwicklung erw. Aufl.; geb., 55,- €; ISBN 978-3-205-78848-5
Das Jahr 1995 bedeutete einen Einschnitt für die bisherige Außen‑ und Europapolitik Österreichs, wie Michael Gehler in einem Aufsatz dieses Sammelbandes schreibt, in dem er den Weg des Landes in die Europäische Union nachzeichnet. Denn im Januar des Jahres trat der Beitrittsvertrag mit der EU in Kraft und somit erfolgte die Aufnahme in die „integrierteste Staatengemeinschaft der Geschichte Europas“. Außerdem gehörte Österreich nun gleichzeitig dem Europäischen Währungssystem an und nahm fortan an den Sitzungen der Westeuropäischen Union teil, die als Ergänzung zur NATO zum sicherheitspolitischen Instrument der EU ausgebaut werden sollte. Zwar wurde Österreich nicht Mitglied der NATO, schloss sich aber der Partnerschaft für den Frieden des Militärbündnisses an. Mit dem EU‑Beitrittsvertrag hat das Land also nicht nur einen „‚neuen Staatsvertrag‘“ (531) erhalten – 1995 endete für Österreich auch der „lange Weg zum institutionalisierten Europa“, so Gehler. Seit 1918 habe es viele Assoziationen von Europa gegeben, wie etwa die vom „Paneuropa“, womit ein „spezifisches Habsburg‑Donauraum‑Denken“ (562) verbunden war. Dieser Prozess Österreichs hin zur EU sowie die Rolle des Landes im Integrationsprozess werden in insgesamt achtzehn Beiträgen des Sammelbandes nachgezeichnet. Ein Aspekt stellt dabei die des innerparteilichen Meinungsprozesses im Lande dar. Am Beispiel der Nouvelles Equipes Internationales werden die Positionen von ÖVP‑Vertretern zwischen 1947 und 1960 zu Europafragen aufgezeigt. Während diese anfänglich den westdeutschen Integrationsprozess zwar grundsätzlich befürworteten, zeigten sie sich jedoch wenig aktiv, was die Präsentation von eigenen Integrationskonzepten anbetraf. Doch nach 1955 „forcierte die Volkspartei den Integrationsgedanken und exponierte stärker als die SPÖ Österreich als einen Vorreiter einer intensivierten Partizipation an der EWG“ (344). Anfänglich seien die freiheitlichen Parteien für ein „‚Sofort hinein in die EWG‘“ (376) eingetreten, schreibt Lothar Höbelt. Dabei habe das prononcierte Europabekenntnis unter dem Verdacht gestanden, auf diese Weise einen Anschluss mit Westdeutschland erreichen zu wollen. Unter Jörg Haider habe die FPÖ dann zu Beginn der 1990er‑Jahre einen „Anti‑EG‑Beitritts‑Kurs“ (Gehler, 14) eingeschlagen. Hervorhebenswert ist die Chronologie, in der die Etappen der Entwicklung Österreichs hin zur Europäischen Union von den Anfängen 1923, mit der Gründung der Paneuropa‑Union durch Richard Nikolaus Coudenhove‑Kalergi in Wien, bis zum Jahr 2009 aufgeführt sind. Die erste Auflage des Bandes erschien bereits 1993, die Entwicklung seit 1995 wird vor allem in der Einleitung und in dem Beitrag von Michael Gehler (531 ff.) beschrieben.
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Rubrizierung: 2.4 | 3.7 | 4.22 | 4.21 | 2.61 | 2.5 | 2.22 | 4.3 | 2.64 | 3.1 | 3.5 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Michael Gehler / Rolf Steininger (Hrsg.): Österreich und die europäische Integration seit 1945. Wien/Köln/Weimar: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37341-oesterreich-und-die-europaeische-integration-seit-1945_42795, veröffentlicht am 31.07.2014. Buch-Nr.: 42795 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken