Ein kleiner Band für das große Ganze: Wie sieht die Zukunft von Demokratie und Öffentlichkeit aus? Die Autoren beteiligen sich an der theoretischen Aufarbeitung grundlegender Wandlungsprozesse, die längst in vollem Gange sind. Dabei geht es weniger um neue Medien wie das Internet, sondern um eine philosophisch geprägte Auseinandersetzung mit der europäischen Einigung, Fragen von Deliberation, Partizipation und direkter Demokratie. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Entwicklung in den osteuropäischen Staaten, mit einzelnen Beiträgen zur Ukraine, zu Estland und Polen. Die meisten Autoren rekurrieren in ihren Texten auf Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Hannah Arendt und Jürgen Habermas. Vakhtang Kebuladze beschreibt, wie Übersetzungen etablierter Begriffe den politischen Diskurs eines Landes beeinflussen können. Angesichts der demokratischen Entwicklung Osteuropas setzt sich Christian Möckel ideengeschichtlich (u. a. mit Bezug auf Tocqueville) mit der Frage nach der Grundlage neuer Demokratien auseinander – ob sie aus universalen Prinzipien (Menschenrechte) oder eher aus einem Kernbestand tradierter Eigenarten gebildet wird. Peter Nitschke argumentiert, dass die Konzepte von Habermas und Arendt in osteuropäischen Staaten schlicht nicht greifen könnten – das Scheitern der Orangenen Revolution sei hierfür Beleg genug. Der Sammelband, der aus einer Tagung der Universität Kiew im Jahr 2010 hervorgegangen ist, richtet sich eindeutig an ein Fachpublikum. Die Konfrontation ideengeschichtlicher Leitkonzepte westlicher Demokratien mit den jungen Nationalstaaten im Osten ist ein kluger Ansatz; dass dabei revolutionär neue Gedanken und Konzepte entstehen, darf indes nicht erwartet werden.