Wie erleben Politiker die Medialisierung ihres Berufs? Erstmals wird in dieser Studie untersucht, wie Abgeordnete die Bedeutung der Medien für die Politik einschätzen und wie sie selbst mit Medien umgehen. Zunächst diskutiert Pontzen theoretische Paradigmen des Verhältnisses von Medien und Politik. In einem zweiten Schritt prüft er mögliche Auswirkungen der von den Abgeordneten beschriebenen Entwicklungen auf die Parteien und den politischen Entscheidungsprozess. Außerdem geht er der Frage nach, ob zwischen Landes- und Bundesebene Unterschiede bestehen. Grundlage der Analyse sind schriftliche Fragebögen von Landtags- und Bundestagsabgeordneten (Rücklaufquote: 25 %). Die wichtigsten Ergebnisse: Je größer die Machtnähe der Befragten, desto bedeutender schätzen sie die Medienwirkung auf die Politik ein. Ob auf Landes- oder Bundesebene – die Hälfte der befragten Abgeordneten sieht sich als von den Medien abhängig oder gar unterdrückt, 40 % konstatieren eine gegenseitige Abhängigkeit. Die Medien würden weniger bestimmen, welche Themen auf der Agenda stehen als vielmehr, wie lange sie auf der Agenda bleiben. Insgesamt bestehe aus Sicht der politischen Akteure ein leichtes Übergewicht der Medien im Verhältnis zur Politik. Für ihre eigene Arbeit gaben die Abgeordneten an, die Vermittlung und Darstellung von politischen Inhalten sei genauso wichtig wie die sachliche Arbeit an diesen Inhalten. In einer Art Medialisierungsspirale sei zu erwarten, dass der Parteinachwuchs verstärkt nach diesen Kriterien ausgewählt werde, mit der Folge einer weiteren Medialisierung der Politik, so Pontzen. Der Autor hat eine wichtige Forschungslücke entdeckt und mit seiner Arbeit dazu beigetragen, sie zu verkleinern. Insbesondere seine Schlussfolgerungen und die Analyse des Bundestagswahlkampfes 2005 im Nachwort machen das Buch für jeden lesenswert, der sich mit der Frage nach den Interdependenzen von Medien und Politik beschäftigt.