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Geert Mak

Niederlande. Aus dem Niederländischen von Gregor Seferens und Andreas Ecke

München: C. H. Beck 2008 (Die Deutschen und ihre Nachbarn); 251 S.; geb., 18,- €; ISBN 978-3-406-57855-7
Auf einer von der Zeitschrift „Foreign Policy“ erstellten Liste der am stärksten globalisierten Länder lägen die Niederlande auf Platz sieben, konstatiert mit einiger Verwunderung der bekannte holländische Journalist Mak. Das einst ausgesprochen partikularistisch organisierte Land, dessen „Versäulung“, also die Aufteilung in streng voneinander getrennte gesellschaftliche Gruppen einst die Basis seiner Stabilität bildete, hat sich, wenn auch mit vielen Mühen und nicht ohne Brüche, sehr schnell der Welt geöffnet. Den Weg dorthin beschreibt Mak auf stets lesenswerte und mitunter höchst lehrreiche Weise. Er legt den Schwerpunkt stärker auf die gesellschaftliche als auf die politische Entwicklung, erläutert aber auch die Entstehung der besonderen, von gegenseitigem Interessenausgleich geprägten niederländischen Staatsform. Eine formative Rolle spielt dabei bis heute eine Naturgewalt: das Meer. „Die Niederlande sind nun einmal eine Art Bangladesch. Ein reiches, hoch entwickeltes, modernes, im Küstenschutz erfahrenes Bangladesch, aber grundsätzlich nicht weniger gefährdet.“ (234) Das hat die Gesellschaft geprägt, ihr über die Jahrhunderte aber auch immer wieder die Möglichkeit gegeben, in reichen Hafenstädten oder abgelegenen Binnenstädten eine zähe Bürgerkultur zu entwickeln, die stark kalvinistisch geprägt war und dem Absolutismus keine Chance gab. Mak schildert, wie sich im 17. Jahrhundert die Blütezeit der Niederlande entfaltete. Er verschweigt allerdings keineswegs die nicht immer ruhmreiche Vergangenheit während der nationalsozialistischen Besatzung. Auch die Gräueltaten der niederländischen Kolonialisten in Indonesien werden eingeordnet und analysiert. Es entsteht ein alles in allem stimmiges Bild eines Landes: „offen zum Meer hin, modern und manchmal entschlossen progressiv, aber gleichzeitig voller Misstrauen gegenüber dem Kontinent und all den unbekannten Gefahren, die von dort kommen; und immer auch geneigt, sich in sich selbst zurückzuziehen, weil in der großen Welt dort draußen so ein kleines Dorf, zumindest in politischer Hinsicht, ohnehin nicht mehr zählt“ (169). Wer sich über die Niederlande informieren will, ohne ein besonderes Spezialinteresse zu verfolgen, ist mit diesem Band bestens bedient.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.61 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Geert Mak: Niederlande. München: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29898-niederlande_35421, veröffentlicht am 08.12.2009. Buch-Nr.: 35421 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken