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Noam Chomsky

Neue Weltordnungen. Vom Kolonialismus zum Big Mac. Übersetzt von Michael Haupt

Hamburg/Leipzig/Wien: Europa Verlag 2004; 249 S.; brosch., 17,90 €; ISBN 3-203-76009-6
Die deutsche Erstausgabe des 1994 unter dem Titel „World Orders Old and New" erschienenen Buches wurde um ein Drittel gekürzt. Grundlage der essayistischen Ausführungen sind drei Vorlesungen, die Chomsky 1993 an der Amerikanischen Universität in Kairo gehalten hat. Der dritte Teil der Originalausgabe, zum Nahostkonflikt, wurde ausgelassen und soll in einer späteren, eigenständigen deutschen Übersetzung im Europa Verlag erscheinen. Chomskys Analyse gliedert sich in zwei Kapitel: der „Kalte Krieg" und die „Weltwirtschaftspolitik". Der fundamental kritische Autor will zunächst seine These belegen, dass der Ost-West-Konflikt nicht erst 1945, sondern bereits 1917 mit der Intervention der westlichen Staaten in der Sowjetunion begonnen habe. Das Hauptanliegen, so Chomsky, sei damals und in den folgenden Jahren nicht der Kampf gegen den Bolschewismus bzw. Kommunismus gewesen, sondern die Durchsetzung der eigenen politischen und ökonomischen Interessen. Die zweite Hauptthese des Buches besagt, dass die Länder der „Dritten Welt" den Interessen des Westens unterworfen und jegliches Aufkeimen eines Widerstandes gegen das marktwirtschaftliche System unterdrückt worden sei. Chomsky legt dazu seine Version der Konflikte des Kalten Krieges und der Hintergründe des (ersten) Irak-Krieges dar. Er distanziert sich explizit von den Gräueltaten des stalinistischen Russlands, weist aber darauf hin, dass die amerikanischen Regierungen im Namen des Kalten Krieges in Haiti, Grenada, Nicaragua usw. unter Einsatz militärischer Gewalt gegen zumeist gewählte Regierungen vorgingen. Chomskys anekdotenhafte und detailverliebte Schilderungen münden schließlich in den Aufruf, einen internationalen Widerstand gegen die Dominanz der „Weltregierung" aus IWF, Weltbank, G7, GATT usw., den „Marktfundamentalismus" und einen „Konzern-Merkantilismus" ins Leben zu rufen (212, 220 f.). Der flüssig geschriebene, aber oft nicht kohärente Text ist durch einen Anmerkungsapparat ergänzt, der vor allem auf Veröffentlichungen Chomskys und auf Medienquellen verweist.
Oliver Trede (OT)
Dr. phil., Historiker/Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.41 | 4.1 | 4.43 | 2.63 | 4.22 | 2.64 | 4.44 Empfohlene Zitierweise: Oliver Trede, Rezension zu: Noam Chomsky: Neue Weltordnungen. Hamburg/Leipzig/Wien: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/22327-neue-weltordnungen_25466, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 25466 Rezension drucken