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Cornelia Fraune

Neue Soziale Pakte in Deutschland und den Niederlanden. Das Bündnis für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit und der Museumpleinakkoord 2004 im Vergleich

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011; 354 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-531-18307-7
Diss. Münster; Begutachtung: K. Schubert, F. Wielenga. – Als neuartige Variante korporatistischer Politiksteuerung wurden in den 80er- und 90er-Jahren in verschiedenen europäischen Ländern soziale Pakte geschlossen. Als erfolgreiches Beispiel solcher neokorporatistischer Aushandlungsprozesse gelten die Niederlande, die mit dem sogenannten Museumspleinakkoord 2004 Reformen insbesondere auf dem Feld der Lohnpolitik und der Arbeitsbedingungen auf den Weg brachten. In Deutschland hingegen scheiterten vergleichbare Anstrengungen, wie beispielsweise das Bündnis für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit (1998-2003). An diesen beiden Fällen untersucht die Autorin, warum trotz ähnlicher Verhandlungsstrukturen unterschiedliche Ergebnisse – gemessen am erreichten Grad der Konzertierung – erzielt wurden. Dabei will sie keine weiteren strukturellen Erklärungen für das Scheitern korporatistischer Gremien bieten, sondern sie stellt den Verhandlungsprozess und die diesen bestimmenden Interessen der beteiligten Akteure in den Mittelpunkt ihrer Studie. Ihre erkenntnisleitende Frage lautet: Wie wirkt sich der Verhandlungsprozess auf das Ergebnis aus? Fraune entwirft zunächst ein differenziertes Analysekonzept, wobei sie u. a. zwischen Politics- und Policy-Interessen sowie zwischen den drei wesentlichen Aktionsmodi Hierarchie (Staat), Tauschhandel (Markt) und Kooperation (Zivilgesellschaft) unterscheidet. Mit diesem Instrumentarium untersucht sie anschließend in zwei getrennten Länderstudien ausführlich die Interessen und das Verhalten der Akteure in den einzelnen Verhandlungsphasen. Abschließend werden die Ergebnisse der Länderstudien vergleichend betrachtet. Die Arbeit liefert Hinweise darauf, dass der Aktionsmodus Kooperation „tendenziell zu einem höheren Grad an Konzertierung beiträgt als die Aktionsmodi Tauschhandel und Hierarchie“ (274) – gleichwohl ist Kooperation keine notwendige Bedingung für einen hohen Grad an Konzertierung. Darüber hinaus stellt die Autorin fest, dass das Verhalten der einzelnen Akteure nicht „in deren spezifischer Systemzugehörigkeit [Regierung, Arbeitgeber- oder Arbeitnehmerseite] begründet [liegt], sondern in den länderspezifischen Bedingungen, unter denen sie handeln“ (315).
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.262 | 2.342 | 2.331 | 2.322 | 2.22 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Cornelia Fraune: Neue Soziale Pakte in Deutschland und den Niederlanden. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34551-neue-soziale-pakte-in-deutschland-und-den-niederlanden_41501, veröffentlicht am 23.02.2012. Buch-Nr.: 41501 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken