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Johannes Fritz

Netzpolitische Entscheidungsprozesse. Datenschutz, Urheberrecht und Internetsperren in Deutschland und Großbritannien

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Policy Analyse 4); 297 S.; 49,- €; ISBN 978-3-8487-0466-8
Diss. Erlangen‑Nürnberg; Begutachtung: R. Sturm, H. Pehle. – Johannes Fritz vergleicht die netzpolitischen Entscheidungsprozesse in Deutschland und Großbritannien im Zeitraum zwischen 2000 und 2012. Dabei interessiert ihn besonders „die Frage, weshalb demokratische Staaten auf die vergleichbare politische Herausforderung durch Technik und Nutzung des Internets mit einer unterschiedlich ausgestalteten Netzpolitik reagieren“ (224). Konkretisiert wird diese Frage anhand der Analyse von Fällen aus den Bereichen Datenschutz, Urheberrecht sowie illegale und jugendgefährdende Inhalte. Fritz folgt in seiner Policy‑Analyse dem sozialkonstruktivistisch informierten Multiple‑Streams‑Ansatz in Kombination mit dem Advocacy Coalition Framework. Er geht dabei von einem weiten Akteursbegriff aus: Neben den bekannten institutionellen Akteuren innerhalb und außerhalb der Parlamente bezieht er auch Wissenschaftler, Blogger und Journalisten mit ein. Durch Experteninterviews erfasst er ihre Belief Systems. Diese Perspektive erlaubt es ihm, die Möglichkeiten von Advocacy‑Koalitionen zu erfassen und zu klassifizieren. Fritz‘ Ziel ist es, die Gestaltungsmöglichkeiten einzelner Akteure im Politikfeld nachzuzeichnen beziehungsweise diese aufzudecken. Im empirischen Teil der Studie ist dem Autor ein guter Überblick über das entstehende Feld der Netzpolitik geglückt. Er führt die Entwicklungen auf die technischen Grundlagen des Internets zurück und schafft es so, der Gegenständlichkeit des Kommunikationsmediums gerecht zu werden. Wichtig ist die Unterscheidung von „digitaler Demokratie“ als „Politik im Internet“ und „Netzpolitik“ (43) als „Das Internet in der Politik“ (47), mit der er einen Beitrag zur Systematisierung des Feldes leistet. Fritz zeigt die Relevanz von „digitalen Bürgerrechtlern“ (15) in der politischen Arena bei der Bildung von Politik gestaltenden Koalitionen. Ihm gelingt es, in der Darstellung der Überzeugungen von Akteuren und den daraus entstehenden Advocacy‑Koalitionen politisches Handeln zu erklären. Insgesamt handelt es sich um ein Buch, das sowohl am Bereich Netzpolitik als auch am Advocacy Coalition Framework Interessierte mit Gewinn lesen werden.
Sonja Borski (SBO)
Dipl.-Politologin, wiss. Mitarbeiterin. Institut für Politikwissenschaft, Zentrum für die Didaktiken der Sozialwissenschaft, Universität Bremen.
Rubrizierung: 2.22 | 2.21 | 2.263 | 2.61 | 2.331 | 2.333 | 2.32 | 2.343 Empfohlene Zitierweise: Sonja Borski, Rezension zu: Johannes Fritz: Netzpolitische Entscheidungsprozesse. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36251-netzpolitische-entscheidungsprozesse_44189, veröffentlicht am 02.10.2013. Buch-Nr.: 44189 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken