Griechenland und die Türkei haben sich in den vergangenen fünf Jahrzehnten mehrmals an der Schwelle zum Krieg gegeneinander befunden. Dabei hat ihre gemeinsame NATO-Mitgliedschaft offensichtlich nicht oder nur begrenzt konfliktentschärfend gewirkt. Dieser auf den ersten Blick rätselhafte Befund steht im Mittelpunkt dieser Arbeit, in der die Effekte der gemeinsamen Mitgliedschaft der beiden Staaten in einer sicherheitspolitischen Institution auf ihr außenpolitisches Verhalten im Allgemeinen und ihren bilateralen Konflikt im Besonderen analysiert werden. Theoretisch knüpft die Untersuchung dabei an Argumente bzw. Debattenstränge des Neorealismus beziehungsweise des neoliberalen Institutionalismus an. Eine zweite Frage der Analyse zielt auf eine weitere Wirkung der NATO-Mitgliedschaft der beiden Akteure, nämlich die Unterstützung der demokratischen Transformation dieser Länder durch die nordatlantische Allianz. Die Schlussfolgerungen Akbuluts sind eher ernüchternd: Zum einen habe die NATO keine exponierte Rolle bei der Einhegung oder Regelung des Konfliktes gespielt, zum anderen seien die Wirkungen der Mitgliedschaft ambivalent gewesen. Auch im Bereich der Demokratisierung Griechenlands und der Türkei weist der Autor der NATO lediglich eine untergeordnete beziehungsweise beschränkte Rolle zu. Er ist aber zurückhaltend, diese Befunde prinzipiell gegen institutionalistische Argumente in Stellung zu bringen, sondern verweist vielmehr darauf, dass die Wirkung, die von Institutionen ausgehe, nur eine Variable zur Erklärung staatlichen Verhaltens sei und dieser Effekt dementsprechend je nach Zusammenhang variiere.