Der Autor ist Professor für Soziologie in Hamburg und belebt die selten explizit verfolgte sozialwissenschaftliche Methode des Idealtypus von Weber. So interessant wie die Methode, so wichtig sind sein Thema und seine These: Der oft anzutreffenden Reduktion des Faschismus auf einen Extrempol des Nationalismus tritt Breuer entgegen, ohne die Beziehung zwischen beiden zu bezweifeln. In der bereits für sich bedenkenswerten Idealtypenbildung entwirft er am Leitfaden des Selbstverständnisses von Nationalisten einen ideologieorientierten Nationalismus. Den Faschismus versteht er dagegen primär als politische Partei, die organisatorisch u. a. über ihre Gewaltsamkeit und ihre charismatische Führung zu charakterisieren sei. Emotionen stünden dabei über Doktrinen, sodass der Faschismus in der Praxis als Aggregat von Ideologien lavieren könne. Der Autor stützt seine Aussagen auf Untersuchungen zu Frankreich, Italien und Deutschland. Anhand von französischen Akteuren will er zeigen, dass es keine geradlinige Steigerung vom Nationalismus zum Faschismus gibt. An den Formierungsphasen des deutschen und italienischen Faschismus soll andererseits erwiesen werden, dass der Faschismus vom Ziel her ein Aggregat ist, weshalb die ideologische Annäherung letztlich nicht zur Bestimmung taugt. Breuer, der beachtlich viele Informationen gesammelt und reichlich Literatur verarbeitet hat, wählt eine Sicht, die sich wohltuend von der Mehrheit der Forschungsbeiträge absetzt.