Skip to main content
Inga Niehaus

Muslime Südafrikas im Spannungsfeld zwischen politischer Beteiligung und Ausgrenzung. Partizipation einer religiösen Minderheit im Demokratisierungsprozess

Münster u. a.: Waxmann Verlag 2008 (Religion and Society in Transition 8); 369 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 978-3-8309-1993-3
Politikwiss. Diss. Hamburg; Gutachter: R. Tetzlaff, W. Weisse. – Die bisherige Transformationsforschung ist primär auf die Rolle von Eliten als wichtige Akteure im Demokratisierungsprozess ausgerichtet. Die Autorin will zu einer veränderten Perspektive beitragen, indem sie die Teilhabe religiöser Minderheiten am politischen Umbruch in Südafrika untersucht. Südafrika hat eine der progressivsten Verfassungen der Welt und mit der Politik der nationalen Einheit wird bewusst die religiöse und ethnische Vielfalt unterstützt. Niehaus verknüpft theoretische Ansätze aus der Transformations-, der Partizipations- und der Länderforschung Südafrikas und untersucht, inwieweit Muslime und deren Organisationen das neue demokratische System Südafrikas anerkennen und nutzen. Wie sich der Transformationsprozess auf das Selbstverständnis und die Rolle muslimischer Organisationen ausgewirkt hat, analysiert die Autorin für die Endphase der Apartheid, der Phase des politischen Umbruchs und der aktuellen Phase der einsetzenden Konsolidierung. Durch verschiedene Verfahren der öffentlichen Teilhabe konnten sich unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen am Transformationsprozess beteiligen. Doch, so zeigt Niehaus auf, „partizipieren nur erwählte Eliten aus diesen Minderheiten-Gruppen. Ein neo-liberales Wirtschaftsmodell, eine Regierung, die von einer Mehrheitspartei dominiert wird, sowie eine schwache Zivilgesellschaft wirken sich auf die tatsächlichen Partizipationschancen von Minderheiten und anderen marginalisierten Randgruppen negativ aus.“ (103) Ein weiterer Befund dieser umfassenden und vielschichtigen Analyse weist auf die ambivalente Rolle von Religion im Zusammenhang mit Demokratisierungsprozessen. Nach dem erfolglosen Protest gegen die verfassungsrechtliche Verankerung von Sonderrechten wie der Dekriminalisierung von Homosexualität oder der Legalisierung von Abtreibung hätten einige Muslime den Rückzug aus der Zivilgesellschaft angetreten. Obwohl durch die Verfassung begünstigt, sind Muslime „gleichzeitig auch zu ihren schärfsten Kritikern geworden“ (319).
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.67 | 2.2 | 2.22 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Inga Niehaus: Muslime Südafrikas im Spannungsfeld zwischen politischer Beteiligung und Ausgrenzung. Münster u. a.: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29675-muslime-suedafrikas-im-spannungsfeld-zwischen-politischer-beteiligung-und-ausgrenzung_35137, veröffentlicht am 16.12.2008. Buch-Nr.: 35137 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken