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Christian Michael Schenkel

Moralische Verpflichtung in der Politik. Grundlegung zu einem pragmatischen Modell deliberativer Demokratie

Bern u. a.: Peter Lang 2012 (Berner Reihe philosophischer Studien 46); 251 S.; 58,40 €; ISBN 978-3-0343-0585-3
Diss. Bern; Begutachtung: G. Löhrer. – Aufbauend auf Habermas, aber auch in Abgrenzung zu ihm entwickelt der Autor ein „pragmatisches“ Modell deliberativer Demokratie. Dabei verfolgt er zwei Ziele: Zum einen will er die Diskurstheorie der Demokratie moralisch abrüsten und diese metaphysisch voraussetzungsfreier gestalten. Zum anderen unterscheidet sich der Autor von Habermas dahingehend, dass er der Ungleichheit der Menschen größere Beachtung schenkt. Damit ist gemeint, dass „die menschliche Existenz in der Gesellschaft immer von historischen und sozialen Bedingungen geprägt“ (216 f.) ist. Dem Autor geht es nicht in erster Linie um die wirtschaftliche Ungleichheit oder eine Verschiedenheit der Begabung, sondern eher um die Zugehörigkeit von Individuen zu Großgruppen, die über unterschiedlich viele Ressourcen verfügen und das gesellschaftliche Leben so beeinflussen: „Einzelne Mitglieder oder Gruppen der Gesellschaft können ihren Wissensvorsprung, ihre materiellen Ressourcen, ihre Propagandamaschinerie und ihr Gewaltpotenzial dazu nutzen, um partikuläre Interessen durchzusetzen.“ (217) Dieses Faktum gelte es mit dem der Demokratie inhärenten Gleichheitsprinzip zu versöhnen. Nachdem in zwei längeren inhaltlichen Kapiteln Schlüsselbegriffe der Diskurstheorie herausgearbeitet und kommentiert werden, beginnt der Autor mit der (lange angekündigten) Darlegung seines pragmatischen Modells. Dieses Modell erkennt die „Tatsache“ an, „dass der demokratische Prozess mehr oder weniger von der Androhung und Anwendung von Gewalt geprägt ist“ (sic!, 226). Diese Machtzentriertheit des politischen Prozesses sucht der Autor im Rahmen seines Modells durch die Bezugnahme auf Begriffe wie Fürsorgepflicht und Glaubwürdigkeit einzuhegen. Die sich aus diesem pragmatischen diskurstheoretischen Ansatz ergebende Institutionenordnung sei föderal und subsidiär aufgebaut und entspreche im Wesentlichen dem heutigen Schweizer Staatsaufbau, lautet das Ergebnis Schenkels.
Kristian Klinck (KLI)
Dr. rer. pol., Politikwissenschaftler, Lehrbeauftragter, Institut für Sozialwissenschaft, CAU Kiel.
Rubrizierung: 5.41 | 5.44 Empfohlene Zitierweise: Kristian Klinck, Rezension zu: Christian Michael Schenkel: Moralische Verpflichtung in der Politik. Bern u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35323-moralische-verpflichtung-in-der-politik_42543, veröffentlicht am 25.10.2012. Buch-Nr.: 42543 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken