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Wolfgang H. Lorig (Hrsg.)

Moderne Verwaltung in der Bürgergesellschaft. Entwicklungslinien der Verwaltungsmodernisierung in Deutschland

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2008; 352 S.; brosch., 34,- €; ISBN 978-3-8329-3278-7
Es ist derzeit nicht sehr modern, „Modernisierungsdesigns für die öffentliche Verwaltung“ (Lorig, 29) zu skizzieren, nachdem das Neue Steuerungsmodell (NSM) die hochgesteckten Erwartungen bei weitem nicht erfüllt und zu Frustrationen geführt hat. Da ein Zurück zu einer „neo-weberianischen Verwaltung“ (17) auch nicht sinnvoll erscheint, plädieren die Autoren für einen dritten Weg. Er geht in Richtung Bürgergesellschaft und öffnet die Verwaltung für Governance-Arrangements. Das soll die Binnenmodernisierung des NSM erweitern und ergänzen. Damit verschiebt sich die Philosophie der Verwaltungsreform. Die gesellschaftlichen Probleme sind nur zu bewältigen, wenn die gesellschaftlichen Akteure einbezogen werden. Die öffentliche Hand moderiert und koordiniert, erfüllt aber auch Gewährleistungsfunktionen. Die Verbindungslinien zur Zivilgesellschaft, zu Unternehmen, Institutionen und Politik gewinnen an Bedeutung. Es wächst die Erkenntnis, dass sinnvolle Vernetzung mit Qualitätsverbesserungen, effektiver, ressourcenschonender Arbeit und politischer Legitimation zu verbinden ist. Nach wie vor müssen aber auch Prozesse modernisiert werden, dafür sorgt schon der Veränderungsdruck von außen. Czerwick erwartet, dass der öffentliche Dienst als Arbeitgeber „seine besondere Stellung verlieren“ (83) wird, dass das Dienstrecht reformiert und das Streikverbot für Beamte zur Disposition gestellt wird. Klages sieht erhebliche Entwicklungspotenziale für partizipative Governance. Die Verwaltung müsse sich auf das wachsende Informationsbedürfnis der Bürger einstellen. Bisher sei sie darauf nur unzureichend vorbereitet (101) und neige dazu, Hürden aufzubauen. Auch Winkel sieht im Zeitalter der Informationsgesellschaft Entwicklungschancen für die Bürgerkommune; eGovernment dürfe aber nicht „auf eine Spielart von Electronic Commerce“ (128) reduziert werden, sondern müsse echte Beteiligungsrechte garantieren. Innovationen aus dem Saarland, aus Hessen, Rheinland-Pfalz, Luxemburg und dem EU-Behördenapparat runden ein fundiertes Buch zu Entwicklungslinien der Verwaltungsmodernisierung ab.
Armin König (AK)
Dr., Verwaltungswissenschaftler, Bürgermeister der Gemeinde Illingen, Dozent Fachhochschule für Verwaltung (FHSV) des Saarlandes.
Rubrizierung: 2.32 | 2.322 | 2.325 Empfohlene Zitierweise: Armin König, Rezension zu: Wolfgang H. Lorig (Hrsg.): Moderne Verwaltung in der Bürgergesellschaft. Baden-Baden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29782-moderne-verwaltung-in-der-buergergesellschaft_35276, veröffentlicht am 25.11.2008. Buch-Nr.: 35276 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken