Die 1993 erschienene Dissertation der Autorin, die erstmals in deutscher Übersetzung vorliegt, analysiert die Vertreibung der Ungarndeutschen unter den Aspekten: Vorbereitung, organisatorische Ausgestaltung, Auswirkungen sowie Wechselwirkungen mit anderen Migrationsbewegungen. Zudem untersucht sie die damit verbundenen politischen Diskurse und Zielsetzungen. Die Arbeit gibt einerseits einen Überblick über den ungarischen Forschungsstand zum Thema und steuert andererseits aufgrund der Möglichkeit, Einsicht in Archive und andere Quellen zu nehmen "eine Fülle von neuen, unmittelbar aus den Quellen geschöpften Informationen bei und ermöglicht dadurch Einsichten, die den wissenschaftlichen Diskurs in neue Bahnen lenken könnten" (11), so die Einschätzung von Seewann. Die Aufarbeitung dieses ideologisch belasteten Kapitels der ungarischen Geschichtsschreibung war bis 1989 eingeschränkt oder sogar völlig verboten; auch jetzt noch, so Seewann, ist die Rezeption der vorliegenden Arbeit, trotz oder wegen der darin "vorgelegten Beweise für die Schuld nicht nur der ungarischen Regierung, sondern auch großer Teile der ungarischen Bevölkerung an der Vertreibung" (12) nur zögerlich. Inhaltsübersicht: Gerhard Seewann: Zur ungarischen Geschichtsschreibung über die Vertreibung der Ungarndeutschen, 1980-1996 (7-15); Die Minderheitenpolitik Ungarns im Jahr 1945; Befugnisse und Tätigkeiten der Umsiedlungsorgane; Die Vertreibung der Ungarndeutschen; Verbindungen zwischen ungarisch-slowakischem Bevölkerungsaustausch und Vertreibung; Der Abschluß der Umsiedlungen; Die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Migrationen aus und Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg.