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Nadja Meisterhans

Menschenrechte als weltgesellschaftliche Herrschaftspraxis. Zur Konstitutionalisierung und Demokratisierung des Weltrechts

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2010 (Studien zur Politischen Soziologie 5); 151 S.; 24,- €; ISBN 978-3-8329-5124-5
Diss. Bremen; Gutachter: G. Mohr, R. Schmalz-Bruns. – Die Diskussion um Funktionsrahmen und -prinzipien eines Weltstaates oder einer global vernetzten Gesellschaft bestimmt die soziologische Betrachtung des Völkerrechts. Die Studie von Meisterhans bildet mit dem Versuch, auf das Demokratiedefizit des Völkerrechts mit einer postnationalen Konstitutionalisierung von Menschenrechten zu antworten, keine Ausnahme. Die Autorin klopft die begründungs- und institutionentheoretischen Maßstäbe eines solchen Konstitutionalismusmodells der Menschenrechte ab. Menschenrechte werden dabei als universale und demokratische Grundrechte konzipiert und bilden in der Loslösung vom Nationalstaat eine Grundkategorie der Weltbürgerverfassung. Es geht also um das Modell einer globalen Verfassung oder eines Rechtsstaates, der Menschenrechte und Demokratie miteinander verbindet. Meisterhans untersucht zunächst den Kant’schen Kontraktualismus, den sie als globales Rechtsgebot zum Kosmopolitismus liest. Dies begründet ihr Organisationsschema einer Weltverfassungsgemeinschaft als normatives Gebot. Die Globalisierung von Menschenrechten erfordert die Einrichtung eines solchen supranationalen Regimes. Jenes Modell des demokratischen Konstitutionalismus gliedert sich in drei Elemente: Es hat eine parlamentarisch-normative, eine exekutive und eine weltgerichtliche Funktion, die die Autorin anhand der Vereinten Nationen erläutert. Dabei gilt es, staatliche und nichtsstaatliche Menschenrechtsorganisationen unter das Dach der Zivilgesellschaft zu bringen und Öffentlichkeit herzustellen. Den gegenwärtigen Stand der Konstitutionalisierung bezeichnet sie als Provisorium, dessen Defizite sie in der Möglichkeit der Partizipation und dem Fehlen von prozeduralen Regelungsmechanismen sieht. Die Prämisse der Autorin geht daher dahin, die normgenerierende Funktionen des globalen Willensbildungsprozesses über die Menschenrechte hinaus zu etablieren.
Ellen Thümmler (ET)
Dr., Politikwissenschaftlerin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Politikwissenschaft, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 4.1 | 4.42 Empfohlene Zitierweise: Ellen Thümmler, Rezension zu: Nadja Meisterhans: Menschenrechte als weltgesellschaftliche Herrschaftspraxis. Baden-Baden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32638-menschenrechte-als-weltgesellschaftliche-herrschaftspraxis_38952, veröffentlicht am 30.08.2010. Buch-Nr.: 38952 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken