Die Politik der Deregulierung der Märkte und der Liberalisierung der Handelspolitik hat nicht nur entscheidend zur Globalisierung beigetragen, sondern zugleich die Möglichkeiten für die organisierte Kriminalität nachhaltig verbessert. Glenny, britischer Journalist und Südosteuropa-Experte, hat über 300 Gespräche in allen Erdteilen geführt. Er entfaltet ein anschauliches und nicht selten erschreckendes Bild von den Strategien und Praktiken krimineller Netzwerke. Seine Reportagen haben ihn nach Italien, das nachkommunistische Osteuropa und Israel, aber auch nach Afrika und Fernost geführt. Er beschreibt die neuen Möglichkeiten des grenzüberschreitenden kriminellen Handelns und der systematischen Verquickung der illegalen mit der legalen Ökonomie und lässt hier regelmäßig seine Zeugen zu Wort kommen. Der Tenor des Buches ist eminent politisch: Die mangelhafte Kontrolle der Kapitalströme ist nicht nur ein Problem für die Stabilität der Finanzmärkte, sie wirkt auch wie eine Drehscheibe für die Wäsche von illegal erwirtschaftetem Geld. Ob wirklich 20 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts aus illegalen Geschäften stammen, kann wohl keiner exakt sagen. Wie stark die Verbindung auch in die „reguläre“ globale Ökonomie ist, wird gleichwohl sehr deutlich. Glennys Buch zeichnet überdies aus, dass er die Kriminalität nicht als gesellschaftsexterne Bedrohung darstellt, sondern darauf hinweist, dass die Netzwerke im Kern von der Nachfrage in den Industriegesellschaften profitieren – sei es nach billigen Lebensmitteln, nach käuflicher Liebe oder nach Rauschgift. Insofern zeigen auch beim Kampf gegen die organisierte Kriminalität vier Finger der mahnenden Hand in die eigene Richtung.