Müller steht dem linken Flügel der SPD nahe. Der Nationalökonom leitete einst die Planungsabteilung im Kanzleramt unter Brandt und Schmidt und war zwischen 1987 und 1994 Bundestagsabgeordneter. Für die ökonomische Misere unseres Landes macht er die „neoliberalen Eliten“ in Politik, Publizistik, Wirtschaft und Wissenschaft verantwortlich. Im Vergleich zu anderen industrialisierten Ländern entspreche die deutsche Führungsschicht im Hinblick auf die Steuerung und Gestaltung der Volkswirtschaft nur dem unteren Mittelmaß. Er nennt eine Reihe von prominenten Politikern (etwa Horst Köhler, Angela Merkel, Franz Müntefering oder Guido Westerwelle), Unternehmern und Professoren, die er alle diesen Eliten zurechnet. Ein Problem sieht Müller darin, dass die Eliten sich gegenseitig in ihren schlechten Analysen und falschen Therapien bestätigten. Daher seien sie „leichter zu manipulieren als das Volk“ (14). Der Autor macht es sich zur Aufgabe, die „Interessengeflechte“ (15) des Expertenmarktes zu beschreiben. Dieser werde immer stärker von privaten Stiftungen durchdrungen, die oftmals von Arbeitgeberverbänden und Unternehmen abhängen und ihre Experten untereinander austauschen. Ein Teil von ihnen sei zugleich an staatlichen Hochschulen als Professoren tätig. Die Folgen der neoliberalen Rezepte seien extrem nachteilig für die Masse der Bevölkerung: Die Gewerkschaften seien quasi entmachtet, die Arbeitslosigkeit weiter gestiegen, der Sozialabbau schreite voran und das Wirtschaftswachstum habe nicht die angestrebte Zielmarke erreicht.