Skip to main content
August Österle (Hrsg.)

Long-term Care in Central and South Eastern Europe

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2011; 242 S.; 51,80 €; ISBN 978-3-631-61689-5
Zentral- und Südosteuropa befinden sich seit mindestens zwei Dekaden in einem multiplen Transformationsprozess, der sowohl demografische, sozio-ökonomische als auch individuell-familiäre Bereiche tangiert. Vorläufiges Resultat dieses Prozesses ist u. a. eine alternde Gesellschaft, die andere – und vor allem wachsende – Bedürfnisse äußert, auf die die Politik angemessen reagieren muss. Vor diesem Hintergrund geben die Autoren eine Bestandsaufnahme der derzeitigen Langzeitpflegesituation in acht ausgewählten Ländern Zentral- und Südosteuropas (Österreich, Kroatien, Tschechien, Ungarn, Rumänien, Serbien, Slowakei und Slowenien). Diese Situation wird vor allem mit Blick auf Fürsorgeleistung, Organisation und Finanzierung kritisch diskutiert. Dafür wird pro Artikel ein Land und seine Langzeitpflegesituation vorgestellt sowie in einem beschließenden (und die grundsätzliche Forschungsdebatte vorstellenden) Beitrag vergleichend gegenübergestellt. Dass die Herausforderungen in den untersuchten Ländern ähnlich sind, aber von den Staaten unterschiedlich gelöst werden, soll hier nur anhand zweier Beispiele dargestellt werden: Gulácsi, Érsek und Mészáros können in ihrem Artikel über Ungarn herausstellen, dass das 1993 beschlossene Sozialgesetz als eine Reaktion auf die demografischen Veränderungen gesehen werden kann, pflegebedürftige Personen aber weiterhin in teilweise hochgradig prekären Situationen leben. Diese Notlage hängt einerseits vom Gesundheitszustand und den jeweiligen Versorgungsbedürfnissen ab, wird wegen der komplizierten Finanzierung (zum Teil lokale, regionale und nationale Zuständigkeiten) andererseits aber auch vom Wohnort der Patienten beziehungsweise der zu Pflegenden bestimmt. Wie Österle, Meichenitsch und Mittendrein für Österreich deutlich machen, hat auch dieses Land 1993 ein Gesetz verabschiedet, das die Leistungen des Sozialversicherungssystems neu regelte, das aber nicht für die Langzeitpflege greift (Finanzierung über Steuern). In Österreich hat man sich daher entschlossen, die notwendig gewordene Pflege durch Migranten und mit einer 24-Stunden-Betreuung zu regeln, was die bisher organisierte Pflege sukzessive unattraktiver werden lässt. Vorerst gelingt es Österreich damit, Langzeitpflege flächendeckend anbieten zu können, ohne die Diskussion über ihre Finanzierung (Steuern oder Fonds) endgültig abzuschließen.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.61 | 2.262 | 2.263 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: August Österle (Hrsg.): Long-term Care in Central and South Eastern Europe Frankfurt a. M. u. a.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34805-long-term-care-in-central-and-south-eastern-europe_41841, veröffentlicht am 03.05.2012. Buch-Nr.: 41841 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken