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Christian Lahusen / Claudia Jauß

Lobbying als Beruf. Interessengruppen in der Europäischen Union

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2001; 223 S.; brosch., 29,65 €; ISBN 3-7890-7484-5
Die Autoren beschäftigen sich mit den Entwicklungsmustern und Strukturen der europäischen Interessenvermittlung. Das "Lobbying" im Umfeld der Brüsseler EG/EU-Institutionen hat seinen entscheidenden Anstoß durch die Einheitliche Europäische Akte (1986) und das Ziel der Verwirklichung des Binnenmarktes erhalten. Die Studie stützt sich nicht nur auf eine intensive Auswertung der einschlägigen sozialwissenschaftlichen Forschung, sondern bezieht auch zahlreiche Interviews mit Vertretern europäischer Verbände, "Consultancies", NGOs, und europäischen Institutionen ein. Es eröffnet auf dieser umfangreichen empirischen Grundlage neue Einsichten in die wachsende Bedeutung europäischen Lobbyings und dokumentiert die stetige Professionalisierung, die Arbeitsabläufe, Karrieremuster und Strategien in dieser Berufsgruppe. Gleichzeitig ordnen die beiden Autoren ihre Ergebnisse in die Neokorporatismus- und Verbändeforschung ein. Dabei kommen sie zu dem Fazit, dass sich europäische Interessenvermittlung auch in Zukunft in einer Vielzahl organisationeller Formen und Funktionen manifestieren und gleichzeitig ein eigenes "konsensuell-deliberatives Modell" (198) entwickeln wird. Inhaltsübersicht: 1. Einleitung: 1.1 Europäische Interessenvermittlung im Wandel; 1.2 Europäische Integration und organisierte Interessenvermittlung; 1.3 Politikmuster zwischen Korporatismus und Pluralismus. 2. Beziehungen zwischen EG/EU-Institutionen und Interessenvertretern in geschichtlicher Perspektive: 2.1 Europäische Einigung: Etablierung und Krisenmomente (1951-1985); 2.2 Europäische Integration: Erweiterung und Vertiefung (1985-2000); 2.3 Fazit: Europäische Integration und Interessenvermittlung. 3. Interessenvermittlung im Institutionengefüge der EU: 3.1 Das Adressatensystem: Gelegenheitsstrukturen der Interessenvermittlung; 3.2 Zur Struktur des Verbandssystems; 3.3 Fazit: Die Neuordnung kollektiver Interessen und Interessenvermittlung. 4. Strategien der Interessenvermittlung: 4.1 Formelle und informelle Regeln der Institutionen; 4.2 Strategische Planung und Entscheidungsfindung; 4.3 Proaktives und reaktives Handeln; 4.4 Informationspolitik; 4.5 Fazit: Strategien der Interessenvertretung in Mehrebenensystemen. 5. Interessenvermittlung als Beruf: 5.1 Tätigkeiten und Aufgaben der Interessenvertretung; 5.2 Arbeitgeber und Anbieter; 5.3 Qualifikation und Ausbildung; 5.4 Vernetzung, Selbstregulierung und professionelle Identität; 5.5 Amerikanisierung oder Europäisierung der Interessenvertretung; 5.6 Professionalisierungsprojekte und institutionelle Pfade; 5.7 Fazit: Interessenvermittlung und politisches Gemeinwesen. 6. Staat-Verbände-Beziehungen heute: 6.1 Politikprozesse und Policy-Zyklen; 6.2 Policy communities: Foren oder Machtkartelle? 6.3 Zentrum und Peripherien; 6.4 Fazit: Strukturen und Prozesse der Einflussnahme. 7. Ausblick: Regieren im entfesselten Interessenkampf: 7.1 Eine Panoramaaufnahme der europäischen Interessenvermittlung; 7.2 Auswirkungen auf Regieren.
Stefan Gänzle (GÄ)
Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 3.4 Empfohlene Zitierweise: Stefan Gänzle, Rezension zu: Christian Lahusen / Claudia Jauß: Lobbying als Beruf. Baden-Baden: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/16087-lobbying-als-beruf_18439, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 18439 Rezension drucken