Nicht allein, aber deutlich an eine österreichische Leserschaft adressiert entwirft der Historiker Langewiesche ein knappes Portrait des Liberalismus heute. Einleitend skizziert der Autor - unter Bezug auf Fukuyama, Ackerman, Dahrendorf und Rawls - ein anspruchsvolles Tableau moderner liberaler Prinzipien, zu denen nicht nur der Grundsatz fairer Teilhabe an Gesellschaft und eine über den Nationalstaat hinausgehende Perspektive gehören, sondern auch die Unabhängigkeit des Liberalismus von liberalen Parteien (18 f.). Hat mit Blick auf diese Probleme - so die Kernfrage der Abhandlung - der "Liberalismus aus seiner langen Geschichte heraus einen historischen Erfahrungsschatz zu bieten, der auch heute noch als Handlungsanleitung genutzt werden kann?" (19) Langewiesche diskutiert diese Frage einerseits an gesellschaftlichen Leitbildern des historischen Liberalismus (23 ff.), andererseits an dessen Beziehung zur nationalstaatlichen Bewegung (48 ff.). Inhalt: I. Fragen an den Liberalismus; II. Liberalismus heute? Vier Kronzeugen sagen aus; III. Ordnungsmuster für Staat und Gesellschaft im historischen Liberalismus: 1. Reform, nicht Revolution; 2. Das Individuum in der Staatsbürgergesellschaft; 3. Der historische Liberalismus und die industriekapitalistische Klassengesellschaft; 4. Renaissance sozialliberaler Leitbilder; 5. Die "soziale Frage" der Gegenwart. IV. Liberalismus und Nation.