Diss. - Die EU wie auch die USA seien mit ihren grundsätzlich unterschiedlichen Versuchen, die Demokratie in Kuba zu fördern, gescheitert. Diese These legt die Autorin ihrer Analyse zugrunde. Die Blockadepolitik der USA und die Gratwanderung der EU „zwischen Kooperation und Konditionierung" (237) werden für den Zeitraum der 90er-Jahre bis etwa zum Ende der Amtszeit von US-Präsident Clinton vorgestellt. Gratius vertritt die Ansicht, dass sich die EU und die USA gegenseitig neutralisieren und damit die Entwicklung einer kubanischen Demokratie geradezu blockiert haben. Sehr störend ist allerdings ihre Annahme, dass die USA und die EU als vom Einfluss her gleichwertige Akteure zu betrachten sind. Das mag in einer schematischen Zeichnung (311) zwar ganz interessant aussehen, verzerrt aber die Realität. Vielmehr lässt die US-amerikanische Politik Kuba mit dem Helms-Burton-Gesetz keinen Spielraum für einen selbst gewählten Systemwechsel und wird damit sogar von Gegnern des Castro-Regimes als Bedrohung der kubanischen Eigenstaatlichkeit empfunden. Die Autorin kommt zu dem von ihr empirisch nicht abgesicherten Ergebnis, „dass die Strategie ‚Wandel durch Handel' prinzipiell Erfolg versprechender ist als das Rezept ‚Wandel durch Druck'" (341). Die vorgestellten Szenarien einer möglichen Veränderung des politischen Systems lassen allerdings keine sichere Prognose zu.