Skip to main content
Matthias Lutz-Bachmann / Andreas Niederberger (Hrsg.)

Krieg und Frieden im Prozess der Globalisierung

Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2009; 176 S.; 24,- €; ISBN 978-3-934730-87-8
In unmittelbarer Reaktion auf die Anschläge vom 11. September 2001 führte das Institut für Philosophie in Frankfurt a. M. im Folgejahr eine interdisziplinäre Tagung durch, deren Beiträge in diesem Sammelband dokumentiert werden. Die Globalisierung unterziehe die zwischenstaatlichen Beziehungen einem „grundlegenden Wandel“ (7), lautet die Ausgangsthese. Das führe zu einer veränderten Situation von Krieg und Frieden. Zunehmend ließen sich die sogenannten „Neuen Kriege“ beobachten, die durch eine schwer fassbare Gleichzeitigkeit von innerstaatlicher, bürgerkriegsähnlicher Gewaltanwendung sowie der Herausbildung einer international agierenden „globalisierte[n] Kriegswirtschaft“ (146) geprägt seien. Herfried Münkler vertritt die These, dass Bürgerkriegsökonomien an globalisierte Friedenswirtschaften „andocken“ (17 f.) und dadurch terroristische Netzwerke exportieren. Klaus Dicke entwickelt Vorschläge für eine Reform der kollektiven Sicherheit im politischen und völkerrechtlichen Bereich. Die Kontrolle von Massenvernichtungswaffen durch das Völkerrecht gelte es zu verbessern. Weiterhin sollte das Einlegen des Vetorechts im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (VN) eingegrenzt sowie ein „Richtungskonsens“ (93) über die Rolle der VN bei sogenannten Post-Conflict Peacebuilding-Prozessen erreicht werden. Politische Voraussetzungen sieht Dicke in der „Rückkehr zu Verhandlungen hinter verschlossenen Türen“ (93) im VN-Sicherheitsrat und in der Festlegung einer einheitlichen europäischen Linie in zentralen Fragen der Sicherheitspolitik. Schließlich habe das moderne Friedensvölkerrecht als Argumentationsgrundlage der internationalen Konfliktregelung zu dienen. In den Beiträgen wird insgesamt aufgezeigt, dass sich zwar gravierende Umbrüche des internationalen Systems beobachten lassen, derzeit jedoch keine Mechanismen bestehen, um den Herausforderungen angemessenen zu begegnen. So resümiert Lothar Brock, dass beim Umgang mit den Weltproblemen bei allem Reformbedarf der einzige Ausweg grundsätzlich „die Orientierung an den von der UN-Charta vorgesehenen Verfahrensregeln“ (56) sein sollte.
Kieron Kleinert (KIK)
M. A., Historiker und Politikwissenschaftler, Offizier, Bundeswehr.
Rubrizierung: 4.1 | 4.41 | 5.44 Empfohlene Zitierweise: Kieron Kleinert, Rezension zu: Matthias Lutz-Bachmann / Andreas Niederberger (Hrsg.): Krieg und Frieden im Prozess der Globalisierung Weilerswist: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30443-krieg-und-frieden-im-prozess-der-globalisierung_36145, veröffentlicht am 15.09.2009. Buch-Nr.: 36145 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken