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Thomas Schneider

Krankenversicherung in Europa – Deutschland, Schweden und die Niederlande im Vergleich. Neue Lösungsansätze einer europäischen Gesundheitspolitik

Marburg: Tectum Verlag 2010; XXI, 380 S.; pb., 29,90 €; ISBN 978-3-8288-2253-5
Für Schneider steht das deutsche Gesundheitswesen unter dem Druck, einen Balanceakt zwischen bezahlbaren Beiträgen und einer möglichst großen Versorgungssicherheit bewältigen zu müssen. Zur Entwicklung neuer Lösungen wirft er einen Blick ins europäische Ausland und vergleicht die Gesundheitssysteme in Deutschland, Schweden und den Niederlanden. Er arbeitet institutionelle Unterschiede zwischen den Systemen heraus und erörtert deren Finanzierung, ihre Reformfähigkeit und Mechanismen zur Qualitätssicherung. Er legt strukturelle Mängel im Krankenhausbereich offen und kritisiert die kostengünstige Medikamentenabgabe sowie die hohe Freiheit der Ärzte in Deutschland. Das Hauptproblem des deutschen Gesundheitssystems liegt für Schneider darin, dass seine Finanzierung an die Einkommen der Beitragszahler gebunden ist. Er befürchtet sogar, dass diese Regelung in Verbindung mit einer hohen Arbeitslosigkeit zu einer Verschlechterung der deutschen Wettbewerbssituation auf den globalen Märkten führen könne. Schneider hebt hervor, dass das steuerfinanzierte schwedische Gesundheitssystem im Gegenzug einen hohen Zentralisierungsgrad und eine damit verbundene bessere Kontrolle der Gesundheitsausgaben durch den Staat aufweise. Trotzdem kritisiert er am schwedischen Modell die langen Wartelisten für Operationen und zu hohe Zuzahlungen. Als Vorbild für Deutschland präferiert er insgesamt gesehen das Gesundheitssystem der Niederlande. Er empfiehlt eine Finanzierung des deutschen Gesundheitswesens in Anlehnung an dessen Säulenmodell. Hierbei sollte der Arbeitgeber in der ersten Säule 6,5 Prozent vom Einkommen der Arbeitnehmer beisteuern, während in der zweiten Säule vom Staat zusätzliche Mittel insbesondere für versicherungsfremde Leistungen in das GKV System eingezahlt werden. Als besonders attraktiv am System der Niederlande erscheint ihm, dass diese sich als erster Staat komplett dem europäischen Krankenversicherungsmarkt geöffnet haben.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.262 | 2.342 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Thomas Schneider: Krankenversicherung in Europa – Deutschland, Schweden und die Niederlande im Vergleich. Marburg: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32974-krankenversicherung-in-europa--deutschland-schweden-und-die-niederlande-im-vergleich_39390, veröffentlicht am 19.11.2010. Buch-Nr.: 39390 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken