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Georg Cremer

Korruption begrenzen. Praxisfeld Entwicklungspolitik

Freiburg i. Br.: Lambertus 2008; 207 S.; 2. Aufl.; 16,- €; ISBN 978-3-7841-1854-3
Korruption stellt wohl nicht nur in Bezug auf effektive Entwicklungszusammenarbeit ein massives Hindernis dar. Nach einer langjährigen Tabuisierung erhielt die Korruptionsbekämpfung in den letzten Jahren, nicht zuletzt durch den Aufschwung von Good Governance als Leitmotiv in der Entwicklungszusammenarbeit einen prominenten Platz auf der Agenda der in der in der Entwicklungszusammenarbeit tätigen Organisationen, was sich auch in der wissenschaftlichen Publikation niederschlug. Cremers Studie zeigt detailliert verschiedene Formen und Muster von Korruption auf: Beispiele aus der langjährigen Praxis der Entwicklungszusammenarbeit veranschaulichen die zuvor klar und übersichtlich zusammengefassten Erscheinungsformen von Korruption und verbinden somit die theoretische Betrachtung mit der praktischen Bedeutung des Phänomens. Geradezu lehrbuchartig gliedert Cremer seine Arbeit, in der er nicht nur die Auswirkungen von Korruptionsmechanismen übersichtlich darstellt, sondern auch mit klassischen Vorurteilen über die lange postulierte Nützlichkeit von Korruption hinsichtlich des Entwicklungsziels in Drittweltländern aufräumt. Cremer konzediert den schwierigen empirischen Zugang zu dem Phänomen, verweist jedoch nicht nur auf die eigenen Erfahrungen in der Entwicklungszusammenarbeit, sondern greift auch auf Aussagen anderer praktisch involvierter Personen zurück. Kulturalistische Erklärungsmodelle von Korruptionspraktiken schließt Cremer kategorisch aus. In der Tendenz der internationalen Förderung von Großprojekten sieht Cremer eine der Hauptursachen und Motivationsgrundlagen für Korruption, da hier gewaltige Geldmengen im Raum stünden, die zur Veruntreuung einladen würden. Die klar normative Ausrichtung der Studie wird spätestens im letzten Teil offenbar, in dem Cremer eine Art Leitfaden für die Praxis entwirft und Maßnahmen skizziert, wie Erfolg versprechend gegen Korruption vorgegangen werden kann. Insgesamt bietet Cremer nicht viel Neues, dafür aber eine gut strukturierte und übersichtliche Abhandlung, die sich gerade für Leute aus der Praxis der Entwicklungszusammenarbeit als Pflichtlektüre anbietet.
Marius Sauter (MDS)
Student, Institut für Politikwissenschaft, Universität Tübingen.
Rubrizierung: 4.44 | 4.3 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Marius Sauter, Rezension zu: Georg Cremer: Korruption begrenzen. Freiburg i. Br.: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30107-korruption-begrenzen_35693, veröffentlicht am 02.07.2009. Buch-Nr.: 35693 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken