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Christian Kaiser

Korporatismus in der Bundesrepublik Deutschland. Eine politikfelderübergreifende Übersicht

Marburg: Metropolis-Verlag 2006 (Hochschulschriften 99); 507 S.; 39,80 €; ISBN 978-3-89518-553-3
Diss. Hannover. – Welche Entwicklungstendenz liegt dem Wiederaufkommen des Korporatismus in der Bundesrepublik in den 90er-Jahren zugrunde? Kaiser geht zunächst von der gängigen Erklärung aus, dass korporatistische Arrangements in westlichen, fortgeschrittenen Industrienationen durch „eine andauernde wirtschaftliche Krisensituation und die Regierungsbeteiligung der Sozialdemokraten“ (17) bestimmt werden. Diese Einflussfaktoren überprüft er sowohl auf der Ebene des Bundes als auch der Länder. Für die Makroebene wurden die Konzertierte Aktion und die beiden Bündnisse für Arbeit untersucht, die Mesoebene wurde anhand des Agrarsektors und der Politikbereiche Gesundheit und Soziales betrachtet. Der Autor zeichnet die Entwicklung des Korporatismus in der Bundesrepublik anhand der wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen für den Zeitraum seit Mitte der 60er-Jahre bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts nach und vergleicht sie mit dem so genannten Poldermodell der Niederlande. Darüber hinaus wird die Frage erörtert, ob sich der Korporatismus zu einer Nebenregierung entwickeln kann, die den Parlamentarismus aushöhlt. Bisher habe jede Bundesregierung mit sozialdemokratischer Regierungsbeteiligung ein makrokorporatistisches Abkommen betrieben. Dieser Zusammenhang erkläre sich aus der Nähe der Sozialdemokraten zu den Gewerkschaften. Daher stelle der Makrokorporatismus in Deutschland nicht nur ein Instrument zur Problemlösung dar, sondern diene zugleich der Einbindung der Gewerkschaften und der Unternehmerschaft in eine „‚Politik der Mitte’“ (480). Diese kennzeichne die Regierungsfähigkeit der Sozialdemokraten und bedeute, „dass die divergierenden Interessen aus Arbeit und Kapital zur Kooperation mit der Bundesregierung veranlasst werden“ (480). Insgesamt habe sich der Makrokorporatismus in der Bundesrepublik sowohl in der Konzertierten Aktion als auch im schröderschen Bündnis für Arbeit „eher als Ideologie“ denn als „politische Praxis“ (481) und somit partiell um symbolische Politik erwiesen.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.331 | 2.32 | 2.342 | 2.343 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Christian Kaiser: Korporatismus in der Bundesrepublik Deutschland. Marburg: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/27094-korporatismus-in-der-bundesrepublik-deutschland_31637, veröffentlicht am 16.08.2007. Buch-Nr.: 31637 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken