Kommunale Konkordanz- und Konkurrenzdemokratie. Parteien und Bürgermeister in der repräsentativen Demokratie
Politikwiss. Habilitationsschrift Hagen. – In den vergangenen Jahren wurde die lokale Politikforschung in Deutschland maßgeblich von der Annahme einer zunehmenden Parteipolitisierung beherrscht. Der Autor widerspricht nicht nur dieser Annahme, sondern macht auch daraus resultierende Defizite in der Forschung aus: „Mehrheitlich wird noch heute die These vertreten, dass eine stetig wachsende Parteipolitisierung auf kommunaler Ebene zu verzeichnen sei, womit die Kommunalpolitik immer stärker parteienstaatliche Züge trage, was normativ auch durchaus positiv zu beurteilen sei. Die Diskussion über den Parteienwandel und die daraus resultierende Frage nach der Legitimität der parteienstaatlichen Ordnung wird demgegenüber […] nicht einmal ansatzweise problematisiert.“ (11) Auf der Basis einer umfassenden Sekundäranalyse aller verfügbaren Studien zu Parteien, Wählergemeinschaften und Bürgermeistern auf kommunaler Ebene zwischen 1945 und 2005 zeigt Holtkamp eine stark wechselnde Rolle der Parteien im Kontinuum zwischen Konkurrenz- und Konkordanzdemokratie im Sinne unterschiedlicher Einstellungs- und Handlungsmuster. Je größer die Gemeinde, je höher der Organisationsgrad der Parteien, je stärker die Unterstützung durch die Bundesorganisationen und je geringer die Personenorientierung im Wahlrecht, desto stärker dominieren konkurrenzdemokratische Muster. Konkordanzdemokratische Muster sind aber auf der lokalen Ebene deutlich positiver zu bewerten als die vom „politikwissenschaftlichen Mainstream präferierten konkurrenzdemokratischen Muster“ (272 ff).