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Sabine Kropp / Roland Sturm

Koalitionen und Koalitionsvereinbarungen. Theorie, Analyse und Dokumentation

Opladen: Leske + Budrich 1998; 218 S.; kart. 44,- DM; ISBN 3-8100-1908-9
Kropp und Sturm haben sämtliche seit 1990 in den Bundesländern geschlossenen Koalitionsvereinbarungen untersucht. Zunächst verdeutlichen sie die Begrenztheit früherer Koalitionstheorien, die Koalitionen auf der Basis des "office-seeking-Modells" zu erklären suchten und gehen der Frage nach, inwieweit inhaltliche Präferenzen die Formierung von Koalitionen beeinflussen ("policy-seeking"). Durch Vergleich der Aussagen zu ausgewählten Politikbereichen in den Koalitionsvereinbarungen zeigen sie, daß sich bei den Länderkoalitionen unterschiedliche Parteienkonstellationen nicht auf alle Politikbereiche gleichermaßen auswirken. Ausführlicher behandeln die Autorin und der Autor den "unauflösbaren Zusammenhang" zwischen "Struktur des Parteiensystems und Koalitionsbildungen". Koalitionsverträge seien unverzichtbar zur Überbrückung ideologischer Distanzen, insbesondere wenn diese zwischen den Regierungspartnern größer sind als zwischen einem Koalitionspartner und einer Oppositionspartei (84). Sie institutionalisieren Tauschbeziehungen und stabilisieren somit Verhandlungsbeziehungen (130). Außerdem dienen Koalitionsverträge der Einbindung der Basis der Regierungsparteien, obwohl sie in erster Linie ein "Instrument der parteipolitischen Elitenkoordinierung" (108) sind. Die verfassungsrechtlichen und demokratietheoretischen Dimensionen von Koalitionsvereinbarungen werden relativ knapp behandelt. Das Ergebnis lautet, daß "Koalitionsverträge [...] für den politischen Prozeß faktisch bindend und funktional unverzichtbar" (89) sind. Inhaltsübersicht: Einleitung: Was leistet die Analyse von Koalitionsvereinbarungen?; 1. Koalitionstheorien, Koalitionsbildung und Koalitionsvereinbarungen - theoretische Ansätze und politische Praxis; 2. Das Parteiensystem als erklärende Variable für Koalitionsbildung und Koalitionshandeln; 3. Zur Verbindlichkeit von Koalitionsvereinbarungen; 4. Koalitionsvereinbarungen als Instrument des Regierens; 5. Entscheidungs- und Kooperationsregeln in Koalitionsverträgen: prozedurale Steuerung; 6. Föderale Ordnung und Länderkoalitionen; 7. Resümee: Zur Weiterentwicklung der Koalitionstheorie im Lichte der Analyse von Koalitionsvereinbarungen.
Julia von Blumenthal (JB)
Prof. Dr., Institut für Sozialwissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin.
Rubrizierung: 2.325 | 2.331 | 2.321 Empfohlene Zitierweise: Julia von Blumenthal, Rezension zu: Sabine Kropp / Roland Sturm: Koalitionen und Koalitionsvereinbarungen. Opladen: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/4297-koalitionen-und-koalitionsvereinbarungen_6055, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 6055 Rezension drucken