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Projektgruppe "Zivilisationspolitik" (Hrsg.)

Kann es eine "neue Erde" geben? Zur "Kritischen Patriarchatstheorie" und der Praxis einer postpatriarchalen Zivilisation

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2011 (Beiträge zur Dissidenz 27); 402 S.; 47,80 €; ISBN 978-3-631-60798-5
Vorgestellt wird das neue Paradigma „Kritische Patriarchatstheorie“ (11), grundlegende Aspekte beschreibt Claudia von Werlhof in der Einleitung. Ausgangspunkt ist demnach die Annahme, dass die derzeitige Situation auf der Erde durch das Patriarchat gekennzeichnet ist. Dieses versteht sie als ein Weltsystem, „das wesentlich mehr ist als eine psychologische, kulturelle oder politische Herausforderung“ (14). Recht schnell wird zudem deutlich, dass die Autorin das Patriarchat für jegliches derzeit bestehende Übel auf der Erde verantwortlich macht. Das Projekt des Patriarchats führe zu einer Zerstörung der Lebensbedingungen, zu einer Vernichtung des Planeten, zum „ultimativen Muttermord“ (15). Mit der kritischen Patriarchatsforschung sei es nun aber möglich, aus den gegenwärtigen Bedingungen herauszutreten und durch die Einnahme einer anderen Perspektive zu erkennen, dass das „Projekt der Moderne als Gipfel des Patriarchats die ganze Welt ins Gegenteil ‚verkehrt‘, ‚verbraucht‘ und damit klar erkennbar keine Zukunft hat“ (21). Der Ausweg sei eine Zivilisation jenseits des Patriarchats, das sich am Matriarchat orientiere und sich in einem neuen Denken, Handeln und Empfinden ausdrücke. Darunter verberge sich dann z. B. ein neues Naturverständnis, bei dem „die Natur als Mutter Erde und lebendige Wildnis, z. B. als ‚die Göttin‘ verstanden werden [müsse], der wir an- und zugehören“. So sei es dann unmöglich, „sich, sie und andere quälen, beherrschen, transformieren oder gar töten zu wollen“ (19). Aus diesem Grund sei zudem die „Planetare Bewegung Mutter Erde“ gegründet worden, die die derzeitige Situation weiter analysieren und gleichzeitig auf eine neue Zukunft in einer postmodernen Zivilisation in Form eines Matriarchats hinarbeiten solle, die weder kapitalistisch noch patriarchal zu sein habe. Die Autorinnen und Autoren vertiefen in ihren Beiträgen dann weitere Aspekte der kritischen Patriarchatsforschung aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven, sodass ein umfassender Überblick über dieses neue Paradigma entsteht.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.42 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Projektgruppe "Zivilisationspolitik" (Hrsg.): Kann es eine "neue Erde" geben? Frankfurt a. M. u. a.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35321-kann-es-eine-neue-erde-geben_42541, veröffentlicht am 13.09.2012. Buch-Nr.: 42541 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken