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Günter Altner / Heike Leitschuh / Gerd Michelsen / Udo E. Simonis / Ernst U. von Weizsäcker (Hrsg.)

Jahrbuch Ökologie 2011. Die Klima-Manipulateure. Rettet uns Politik oder Geo-Engineering?

Stuttgart: S. Hirzel 2010; 248 S.; 19,80 €; ISBN 978-3-7776-2110-4
Kommen die Ingenieure, wenn die Politiker versagen? Nach den enttäuschenden Ergebnissen der Klimakonferenz von Kopenhagen mehren sich die Stimmen, die für einen umfassenden Einsatz von sogenanntem Geo-Engineering plädieren. Großtechnische Klimamanipulation ist längst keine ferne Zukunftsmusik mehr. Durch Sulfatinjektionen in die Stratosphäre kann die Sonneinstrahlung und durch die Eisendüngung der Meere der CO2-Gehalt der Atmosphäre beeinflusst werden. Angesichts der drohenden Erderwärmung scheinen zunächst gute Gründe für solche Eingriffe zu sprechen. Konrad Ott kommt jedoch in seiner „Kartierung der Argumente zum Geoengineering“ (20) zu der Überzeugung, dass die Gegenargumente überwiegen. Man kann die Folgen großtechnischer Eingriffe allgemein, aber insbesondere bei komplexen Phänomenen wie dem Klima, nur begrenzt vorhersagen. Er nennt aber auch das „‚Political-Economy‘-Argument“ (27). Demnach würden die besagten Techniken den militärisch-industriellen Komplex und damit die reaktionärsten Industriebranchen einer bestimmen Variante von Kapitalismus stärken. Entscheidend ist für ihn jedoch das Hybris-Argument. In Anlehnung an Hans Jonas spricht sich Ott dafür aus, bei Risiken von globaler Bedeutung den „Unheilspropheten“ mehr Glauben zu schenken als den „Heilspropheten“ (32). Sascha Müller-Kraenner fragt in seinem Aufsatz nach den Bedingungen einer Neuausrichtung der europäischen Klimadiplomatie. Die europäische Gewissheit, aus einer Position der Stärke in die Verhandlungen von Kopenhagen zu gehen, habe sich als Trugschluss erwiesen. Die „Hauptantagonisten in der Klimapolitik, die USA und China“ (98), bezögen sich fast ausschließlich aufeinander. So stellt Kraenner schlicht fest: „von Europa wollte keiner etwas“ (95). Der Autor schlägt eine Abkehr von der Doppelspitze aus EU-Kommission und EU-Ratspräsidentschaft, ergänzt durch nationale Nebenakteure, vor und fordert stattdessen, dem „neu zu schaffenden Europäischen Auswärtigen Dienst eine Schlüsselrolle zukommen zu lassen“ (99).
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.45 | 2.26 | 2.34 | 2.2 | 3.5 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Günter Altner / Heike Leitschuh / Gerd Michelsen / Udo E. Simonis / Ernst U. von Weizsäcker (Hrsg.): Jahrbuch Ökologie 2011. Stuttgart: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33018-jahrbuch-oekologie-2011_39443, veröffentlicht am 19.11.2010. Buch-Nr.: 39443 Rezension drucken