Ist die Demokratie zukunftsfähig? Über moderne Politik
Höffe fragt in dem philosophischen Essay nicht danach, ob die Demokratie eine Zukunft hat, denn trotz aller Probleme und praktischer Bedenken versteht es sich für ihn von selbst, dass die Demokratie – eine exakte politikwissenschaftliche Differenzierung nach Regierungssystemen bleibt leider undiskutiert – jeder anderen Herrschaftsform normativ überlegen ist. Und da er unter Politik die Selbstorganisation der Menschen versteht, können autokratische Regime nur ein Rückfall hinter das demokratische Ideal darstellen. Höffe geht es vielmehr um die Formulierung zentraler – demokratieexogener und -endogener – Herausforderungen an die Politik insgesamt, wobei er vor allem Globalisierung, Wissenschaftsgesellschaft, Ökonomisierung des Politischen, Umweltpolitik und Generationengerechtigkeit thematisiert. Nicht die häufig artikulierte Frage nach der mangelnden Funktionalität steht bei ihm im Mittelpunkt, sondern die starke Gegenwartsbezogenheit demokratischer Entscheidungen, die eine zukunftsfähige Politik, die sich am „Prinzip Verantwortung“ (Jonas) orientiert, belastet. Höffe optiert hier zugunsten einer stärkeren Akzentuierung von Öffentlichkeit, Bürgergesellschaft und deliberativer Demokratie sowie für die Etablierung einer Weltrechtsordnung. Das Verdienst dieses philosophischen Essays über das Politische liegt in der Problematisierung der Gegenwartsfixierung der parlamentarischen Parteiendemokratie und der Exponierung moralischer Grundlagen eines demokratischen Verfassungsstaates. Jedoch wird seine vorsichtig positive Bilanz, die Demokratie verfüge über genügend Ressourcen, um zukunftsfähig zu sein, lediglich normativ behauptet, während die Frage, ob die formulierten Prinzipien (Partizipation) in einer sich zunehmend ausdifferenzierenden Gesellschaft politisch einholbar sind, notwendig zurücktritt.