Die Epoche des „Internationalismus“ in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und die europäische Integration nach dem Zweiten Weltkrieg sind durch eine besonders intensive internationale Vernetzung auf politischer, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Ebene gekennzeichnet. Diese Tatsache führt die Autoren des Sammelbandes zu der Frage, ob die Integration im Zeitalter des Internationalismus als Vorläufer der europäischen Integration nach 1945 angesehen werden kann oder ob beide Prozesse trotz Gemeinsamkeiten unterschiedliche strukturelle Ursachen und Formen haben. Und weiter: Handelt es sich bei dem Phänomen der Integration um eine durch die Industrialisierung ausgelöste langfristige Entwicklung, die durch die „Epoche der Weltkriege“ zwischen 1914 und 1945 lediglich unterbrochen wurde oder überwiegen trotz der Gemeinsamkeiten zwischen beiden Prozessen doch die Unterschiede? Diesem Problemkomplex war eine von der Gerda-Henkel-Stiftung geförderte Tagung im März 2006 an der Universität Siegen gewidmet, deren Ergebnis der Band darstellt. Der inhaltliche Schwerpunkt des Vergleichs der beiden Epochen liegt auf dem Bereich Wirtschaft. Im Einzelnen werden die Politikfelder Währung, Post und Telekommunikation, Verkehr, Nachrichten sowie Landwirtschaft jeweils in gesonderten Beiträgen für die Phasen des Internationalismus und der europäischen Integration untersucht. Als Basis für den Vergleich dient ein einheitlicher Fragenkatalog. Abschließend werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufgezeigt und unterschiedliche Formen von Integration herausgearbeitet.